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Der halbe Russ

Vor dem Hofbräuhaus in München liegt eines Morgens ein Mann, neben ihm sein Akkordeon, aber keine Papiere. Er sieht zwar aus, als ob er seinen Rausch ausschlafen würde, aber eine Passantin erkennt, dass dieser nicht mehr unter den Lebenden weilt und verständigt sofort die Polizei. Wie es scheint, ist der Tote nicht auf natürliche Weise gestorben und somit ermitteln Kriminalhauptkommissar Hoblmayr und sein „Lehrling“ Sepp Leutner in diesem Fall. Bei dem Verstorbenen handelt es sich um Oleg Wodka, ein Straßenmusiker aus Russland, der sich damit etwas Geld dazuverdienen wollte. Aber mit den Russen ist das ja so eine Sache, vielleicht steckt doch die russische Mafia dahinter, vermutet Leutner. Es gab ja schon früher mal so einen Fall, wo damals der große Blochner, ehemaliger Kriminaler, ermittelt hat. Dieser ist bereits in Pension, aber seine Tochter, Daisy Dollinger, kommt infolgedessen ins Geschehen. Sie ist die Sekretärin der Münchner Staatsanwältin Dr. Liane von Papenburg und in solchen Fällen wie diesen hat Daisy mit Leutner und Hoblmayr öfter zu tun, da ihre Chefin für die damit verbundenen Ermittlungen zuständig ist. Von Straßenmusikern ist allgemein äußerst schwer etwas zu erfahren, und da kommt Leutner die Idee, dass sich ja Daisy unter die Straßenmusiker mischen könnte. Immerhin kann sie Akkordeon spielen und ein Dirndl besitzt sie auch. Daisy schuldet dem Leutner noch einen Gefallen und so bewirbt sie sich bei der Stadt um eine Erlaubnis zum Musizieren und bekommt sie letztlich auch. Nun ist sie mitten im Geschehen und kann vielleicht etwas ausfindig machen. Aber dann wird ein weiterer toter russischer Straßenmusiker gefunden, zu alldem verschwindet auch noch auf einmal ihr Vater spurlos und Daisys streng gläubige Tante Emerenz befürchtet das Schlimmste. Der Blochner verschwindet nicht einfach so, das ist nicht seine Art. Als schließlich bei Tante Emerenz auch noch das Bild von der „Resl von Konnersreuth“ schief hängt, ist das ein Zeichen, dass dem Blochner doch etwas zugestoßen sein muss. Dadurch ermittelt Daisy nun gleich in drei Fällen und versucht mit Hilfe ihres neuen Familienmitglieds, dem Rauhaardackel Wastl, alles aufzuklären.

Isolde Peter lebt als Exil-Bayerin mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in Berlin. Sie ist Psychologin und Schriftstellerin. Wenn sie in die Welt von Daisy Dollinger eintaucht, trägt sie beim Schreiben grundsätzlich ein Dirndl. Zwischendurch spielt sie bayerische und russische Weisen auf dem Akkordeon. Die Anschaffung eines Dackels hat sie schon fest eingeplant. Auch nach 30 Jahren in Berlin kann sie es immer noch nicht leiden, wenn ihr jemand ein „Alsterwasser“ statt eines „Radlers“ andrehen will.

Das ist wirklich ein netter Auftakt für eine neue, erfrischende, bayrische Krimireihe. Eine originelle, kluge und charmante Ermittlerin, diese Daisy, die mit ihrem eigenen Charme und Können ermittelt und ihr Handwerk versteht. In den einzelnen 35 Kapiteln von angenehmer Leselänge erzählt die Autorin, mit guter Mischung aus Leichtigkeit und urbayrischem Humor, ihre Geschichte, die beim Lesen sehr unterhaltend ist und an vielen Stellen zu einem dicken Schmunzeln anregt. Diese Form eines bayerischen Regionalkrimis ist natürlich für eine bestimmte Leserklientel, zu der auch ich mich zähle, geschrieben und insgesamt gesehen echt gelungen, sehr amüsant und damit eine unterhaltsame Entspannungslektüre für jedermann. In meinen Augen für Isolde Peter ein guter, sehr gelungener Start für hoffentlich noch viele weitere Fälle für und um die Daisy Dollinger!

Andrea Müller