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Der Tod kennt kein Erbarmen

Wahre Fälle aus der Mordkommission

Was sich manch Autor für einen neuen Film oder ein Buch ausdenkt, ist manchmal schon erschreckend abgedreht, doch das ist alles nichts gegen die Realität. Richard Thiess, über 40 Jahre im Polizeidienst, darunter auch als Leiter der Münchner Mordkommission, ist nichts Menschliches mehr fremd und so erzählt er aus seinem langjährigen Berufsleben fernab von "Tatort" und Schwedenkrimi. Bereits 2010 hat er mit "Mordkommission" sein erstes Buch vorgelegt, in dem er aus seiner meist nicht ganz einfachen Arbeit erzählt. Auf 205 Seiten gibt er in 22 Fällen Beispiele für Tötungsdelikte, die selbst hartgesonnenen Ermittlern schwer zu schaffen gemacht haben, die er oder sein ehemaliger Kollege Raimnd Eichner ermittelt haben.

Da erschießt sich ein Mann auf offener Straße, nachdem er auf eine Frau geschossen hat, ein anderer Mann "übertötet" seine beiden kleinen Nichten, und in einem Mehrfamilienhaus wird eine Frau erstochen vorgefunden.

Nicht nur die Tatorte waren für die Polizisten der Mordkommission zum Teil schockierend anzusehen, aber insbesondere die Motive, wie und warum es zu diesen Tötungen und Morden gekommen war, beschäftigte die Ermittler noch einige Zeit länger, insbesondere, wenn die Mörder sich und ihre Taten wollten.

Dazwischen gibt der ehemalige Chef-Ermittler Thiess weitere Details aus seiner Arbeit preis, unter anderem Hinweise darüber, wie eine Mordkommission überhaupt aufgebaut und organisiert ist, aber auch, wie wichtig Zeugen für die Ermittlungsarbeit sind. Doch beschreibt er auch, wie unterschiedlich Augenzeugen den selben Sachverhalt beschreiben können, je nachdem, in welcher Verfassung sie sich befinden, welchen Hintergrund sie haben und wie fantasievoll erzählen und beschreiben können. Da ist Einfühlungsvermögen der Polizisten überaus wichtig, um die richtigen Schlüsse aus solchen Aussagen ziehen zu können, und nicht in die falsche Richtung zu ermitteln.

"Der Tod kennt kein Erbarmen" öffnet jedem Krimifan die Augen, wie irre manchmal Polizeiarbeit verlaufen kann, und dass kein Krimi übertreiben muss, da die Wirklichkeit und die Abgründe mancher Menschen nicht zu erfinden sind und viel erschreckender sein kann, als man es sich ausdenken könnte.

Wer "Mordkommission" schon kennt, wird mit "Der Tod kennt kein Erbarmen" mehr von Münchens ehemaligem obersten Mord-Ermittler über seine jahrelange fordernde Arbeit erfahren wollen. Wer bisher noch nichts von Richard Thiess gehört hat, wird als Krimi- und Reality-Fan seine helle Freude an diesem Buch haben.

Gudrun Loher
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