Schockierende Fälle des bekannten Strafverteidigers
In seinem neuesten Buch, "Falsch verdächtigt", zeigt uns Deutschlands bekanntester Strafverteidiger wahre Fälle, in denen jemand falsch verdächtigt und vor Gericht auch verurteilt wurde, obwohl dieser die Tat nie begangen hat.
Im ersten Fall handelt es sich um den bekannten Axtmord, in dem ein Bauer, der auf einem sehr heruntergekommenen Hof lebt. Er soll seine Tochter und seinen Enkel, die mit ihm auf dem Hof lebten, umgebracht haben. Es fing schon mit den Verdächtigungen gegen ihn an, weil er eine Zeit verstreichen ließ, bevor er den Notruf absetzte. Der Bauer begründet dies damit, dass er seinen Enkel noch retten wollte, aber merkte, dass er damit sehr verdächtig erscheint. Er hatte einen riesigen Blutfleck auf seinem Hemd und in der Nähe der Opfer lag seine Axt, die er immer zum Töten der Hühner verwendete. Er hat deshalb lange gebraucht, bis er die Polizei gerufen hat. Der Bauer wurde zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Dieser hat jedoch immer wieder im Gefängnis seine Unschuld beteuert. Nur durch die Lebensbeichte des Bauern nach fünfzehn Jahren, führte dies die Ermittler auf eine andere Spur und eine Neuaufnahme des Mordfalls um den Bauern.
Stevens beschreibt auch den Fall um eine Vergewaltigung zu Silvester 2015/2016 in einer Diskothek. Es war auch diese Zeit, in der an Silvester in Köln viele Migranten Frauen vor dem Dom begrapscht haben. Der besagte dunkelhäutige Täter war mit seiner Freundin in der Disco, um das Jahr ausklingen zu lassen. Vor der Toilette wollten dann mehrere Zeugen gesehen haben, wie ein dunkelhäutiger Mann eine stark angetrunkene Frau bedrängt haben soll. Die Zeugen informierten sofort die Türsteher und sie verdächtigten den Mann auf der Tanzfläche. Dieser tanzte gerade mit seiner Freundin und wusste gar nicht, worum es ging. Bei der Verhandlung einige Monate später wurde der angeschuldigte Mann zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Der Richter sah es als eindeutig an, vor allem, weil vier Zeugen gleiche Aussagen gemacht haben. Der vermeintliche Täter, der in Deutschland Maschinenbau studierte und mit seiner Freundin zusammen wohnte, beteuerte immer wieder seine Unschuld. Er ging dann in Berufung und Alexander Stevens übernahm dessen Verteidigung. Im Verlauf der Verhandlung stellte sich heraus, dass bei diesem Fall einiges schief gelaufen ist.
Wie diese beiden Fälle beschreibt Alexander Stevens den Fall um einen mutmaßlichen Brandstifter, dem keiner glaubte und der deswegen seine Gaststätte insolvent melden musste. Oder der Fall um eine Influencerin, die erst verdächtigt wurde und dann den Spieß umdrehte. Auch der Fall Luke Mockridge wird in diesem Buch erörtert.
Alexander Stevens wurde am 20. April 1981 geboren und wuchs zweisprachig auf, da seine Mutter Engländerin ist. Er schloss 2007 das Studium der Rechtswissenschaften in Regensburg ab und promovierte beim bekannten Strafrechtler Schroeder. Zwei Jahre spielte er in der Gerichtsshow „Richter Alexander Hold“ sowie in der Fernsehserie „Im Namen für die Gerechtigkeit“ mit. 2017 veröffentlichte er die zwei Bücher „Garantiert nicht strafbar“ und „9 ½ perfekte Morde“. Seit Ende 2020 ist er ein Part des Podcasts „True Crime“ von Bayern 3, mit dem er auch zusammen mit seiner Podcast-Partnerin Jacqueline Belle quer durch die Republik unterwegs ist. Als Strafverteidiger hat er zahlreiche interessante Personen vertreten, die als das Verfahren „MeToo“ gegen Dieter Wedel oder den Dreifachmord von Starnberg bekannt wurden.
Da ich schon seit längerer Zeit ein großer Fan des Podcasts „True Crime“ von Alexander Stevens und Jacqueline Belle bin, war ich ganz neugierig auf Stevens neues Buch „Falsch verdächtigt“. Beim Lesen war ich imer wieder entsetzt, was einem auch im deutschen Rechtssystem passieren kann, wenn man falsch verdächtigt wird und unschuldig ins Gefängnis kommen kann. Es wird in letzter Zeit immer mehr klar, dass auch viele vermeintliche Täter unschuldig hinter Gefängnismauern sitzen, wie in letzter Zeit immer wieder klar wird, wenn Justizopfer nach Jahren oder gar Jahrzehnten unschuldig im Gefängnis waren und aus der Haft entlassen werden müssen. In diesem Buch unter anderem beschrieben mit dem Fall vom „Badewannenmord Genditzki“ oder dem Fall Böhringer im „Parkhausmord“.
Bleibt nur zu hoffen, nie in eine solche Situation und unschuldig in Haft zu kommen, denn bis es zu einer Wiederaufnahme des Falls kommt, können mehrere Jahre vergehen. „Falsch verdächtigt“ ist ein rundum spannendes und nervenaufreibendes Buch, das sehr spannend aufgebaut ist und ich alle Fälle mit entsetztem Interesse gelesen habe.
272 Seiten, Taschenbuch, Piper Verlag, 12 Euro.