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Ich heiße nicht Miriam

Die fünfundachtzigjährige Miriam macht an ihrem Geburtstag eine Aussage, die ihre Familie zunächst nicht ernst nimmt und auch nicht glauben will. Miriam sagt den einfachen Satz „Ich heiße nicht Miriam“, als man ihr einen Armreif mit ihrem Namen eingraviert schenkt. Ihr Sohn Thomas und dessen Familie überhören dies und gehen gar nicht darauf ein. „Miriam“ hat bis dahin nie jemandem ihre Lebenslüge erzählt, denn die Angst, dass sie dadurch verstoßen würde, war immer größer. Im Rückblick erfährt man, dass das Zigeunermädchen „Miriam“ während des Zweiten Weltkriegs von ihren Eltern weggerissen wurde, und dann mit ihrem Bruder in ein Lager kam, wo man Zigeuner gefangen hielt. Ihr Bruder Didi überlebte die Strapazen und Hungerqualen nicht und verstarb bald darauf in ihren Armen. „Miriam“ erlitt Höllenqualen, hatte ständig Hunger und bald keine Kraft mehr. Sie musste dann eines Tages mit den anderen Mithäftlingen im Gleichschritt losmarschieren, bis sie am Bahnhof ankamen, um im Zugwaggon auf engstem Raum mit ungewissem Ziel weggefahren zu werden. Sie war im Waggon mit Jüdinnen und Polinnen eingesperrt, und in der ganzen Rangelei wurde ihr Kleid zerfetzt. In ihrer Not nahm sie einfach ein Kleid einer Toten und zog es an. Es stellte sich heraus, dass es eine Jüdin war und so gibt sich "Miriam" fortan als Jüdin aus.
Parallel dazu wird erzählt, wie „Miriam“ dank der Hilfe von Hanna, die sie bei sich aufnahm, dann bald wieder ein relativ normales Leben führen konnte. Sie war zwar immer unsicher, denn sie musste sich immer sehr konzentrieren, um nicht in der Zigeunersprache zu reden, und noch dazu hatte sie dunkle Haare. „Miriam“ bekam Unterricht, lernete den Haushalt zu führen, und wie man sich richtig benimmt. Man erfährt immer mehr, wie es „Miriam“ in den Lagern erging und wie sich ihr weiteres Leben, vor allem dank Hanna, entwickelt hat.

Majgull Axelsson wurde am 14. Februar 1947 in Landskrone in Schweden geboren und wuchs in Nässjö auf. Nach ihrer Ausbildung zur Journalistin arbeitete sie hauptsächlich auf dem Gebiet der Handelspolitik und dem Arbeitsmarkt. Sie war auch Sekretärin für Öffentlichkeitsarbeit am schwedischen Außenministerium. Majgull Axelsson schrieb Bücher über Kinderarbeit, Kinderprostitution und Straßenkinder. Im Herbst 1997 erschien ihr Roman „Die Aprilhexe“, mit dem sie ihren Durchbruch schaffte. Die Rechte wurden inzwischen an 23 Länder verkauft. Ihr vorerst letzter, ins deutsche übersetzte Roman, erschien 2008. Sie wohnt zurzeit in Stockholm, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Dieser Roman zeigt einem sehr realistisch, wie es den Zigeunern und Juden im Zweiten Weltkrieg erging. Er zeigt einen tiefen Einblick in diesen Teil der Geschichte. Die Autorin schrieb damit ein intensives Buch über das Recht des Stärkeren, den unbedingten Willen zu überleben, Liebe, Vertrauen, Verrat und das Glück, einen Menschen zu treffen, der zuhört.

Gudrun Loher