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Ich seh den Baum noch fallen

Renate Bergmann, geborne Strelemann, ist über achtzig Jahre alt und bereits vierfach verwitwet. Die Trümmerfrau, Reichsbahnerin und Haushaltsprofi lebt mitten in Berlin. Sie erobert mit ihren Büchern über ihren täglichen Alltag bereits die ganze Welt.
In ihrem neuesten Buch, „Ich seh den Baum noch fallen“, geht es um Geschichten rund um das Weihnachtsfest, ihren Vorbereitungen im Advent und auch um Silvester, der das Ende eines Jahres einläutet. Es ist schon erstaunlich, was sie bis zum Jahresende so alles erlebt.
Frau Bergmann kauft ja schon die Geschenke das ganze Jahr über, um ihre Freundinnen Gertrud und Ilse und deren Männer zu beschenken und ihnen sinnvolle Geschenke zu überreichen. Wie zum Beispiel, als sie Gertudes Lebensabschnittsgefährten Norbert einen Gummihasen besorgt hat, da im letzten Advent Norberts Hund einen Hasen vom Nachbarn stibitzt hat. Wie sich erst später herausgestellt hat, war dieser bereits tot. Gertrud und Norbert wussten nichts davon und legten diesen wieder heimlich in den Stall, um es so auszusehen lassen, als wäre er plötzlich gestorben und der Nachbar wundert sich, dass der Hase wieder von seinem Grab aufgestanden ist.
Oder wie Renate Silvester einmal woanders verbringen will und nicht zuhause, um vorwiegend den Hund von Gertrud zu trösten, wenn es zu laut ist.

Renate Bergmann gibt es nicht wirklich. Hinter der lustigen Seniorin steckt der Autor Torsten Rohde, der 1974 in Genthin geboren wurde und Betriebswirtschaftslehre studierte. Danach arbeitete er als Controller in Genthin. Auf Familienfesten kam ihm die Idee zu dieser Figur und veröffentlichte erstmals einen Tweed unter dem Pseudonym Renate Bergmann. Der war so erfolgreich, dass Renate mit der Zeit eine große Fangemeinde versammelte hatte, die nach mehr von der rüstigen Rentnerin verlangte. So entstand das erste Buch mit dem Titel „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“, dem sogar den Sprung in die Spiegel-Bestsellerliste gelang, woraufhin Rohde weitere Bücher im Rowohlt Verlag veröffentlichte.

Die Geschichten von, über und mit Renate Bergmann sind sehr witzig geschrieben, und so musste ich beim Lesen stets schmunzeln und vor allem über die schrägen Gedankengänge der Protagonistin lächeln. Dieses Buch ist genau die richtige Dosis an leichter Unterhaltung, die einem das Überleben an den Weihnachtstagen erleichtert. Doch auch außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit kann ich es jedem empfehlen, der etwas Lustiges neben all der Hektik des Alltags lesen will.

Gudrun Loher
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