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Was wäre geschehen, wenn?

In seinem ersten Werk historischer Spekulation „Was wäre gewesen wenn?“ beleuchtete der New Yorker Militärhistoriker Robert Cowley bereits vor knapp zwei Jahren einige Wendepunkte der Menschheitsgeschichte, die zumeist einen kriegerischen Hintergrund hatten. In seiner neuesten Essaysammlung „Was wäre geschehen wenn?“ legen 23 renommierte Historiker nahe, wie häufig sogenannte Wendepunkte und Schlüsselereignisse der Menschheit um Haaresbreite gänzlich anders verlaufen wären und somit das Schicksal unserer Welt wohl völlig oder teilweise anders verlaufen wäre.
Einige Beispiele: Im Jahre 424 v. Chr. fällt in der blutigen Schlacht bei Delion (Griechenland) ein Soldat mehr – der Name dieses Soldaten: Sokrates. Was hätte es für die Entwicklung der Philosophie und der gesamten westlichen Welt bedeutet, wenn Platon uns nicht das fantastische Leben und Werk des Sokrates überliefert hätte, weil dieser niemals dazu gekommen wäre, philosophisch zu wirken? Oder was, wenn das Schlüsselereignis in der christlichen Kirche, die Kreuzigung Jesu, nicht stattgefunden hätte – wenn Pontius Pilatus anders entschieden hätte, wäre dann das Christentum dennoch Weltreligion geworden? Dies und 21 weitere historische „Nicht-Fakten“ werden hier beleuchtet.
Was wäre geschehen, wenn statt Kolumbus die Chinesen Amerika entdeckt hätten? Oder wenn Martin Luther als Ketzer verbrannt worden wäre? Was noch? Lenin kommt nicht in Rußland an, um die Revolution auszulösen; Der Zweite Weltkrieg beginnt ein Jahr früher; Nixon, Johnson und Kennedy bleiben Kongreßabgeordnete und werden nicht Präsident der USA – diese Spekulationen werden bis ins letzte Detail spannend erarbeitet und die erschreckend schwerwiegenden Folgen für die Menschheit akribisch und schonungslos dargelegt.
„Was wäre geschehen wenn?“ ist Geschichtsbetrachtung einmal anders – trotz der vielen mühsam scheinenden Spekulationen über das, was wohl geschehen hätte können, werden trockene Fakten und Daten äußerst interessant und unterhaltsam nahegebracht. Robert Cowley ist eine hervorragende Sammlung gelungen, die von der ersten bis zur letzten Seite durch ansprechendes Niveau und viele verblüffende Erkenntnisse überzeugt. Der Vollständigkeit halber muß jedoch gesagt werden, dass ein historisch nur wenig vorgebildeter Leser nur schwer Freude an dem nahezu wissenschaftlichen Werk finden wird.

Alex W. Würth