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Wie ein Leuchten in tiefer Nacht

Im Jahre 1937 folgt die Engländerin Alice, die erst seit Kurzem verheiratet ist, voller Freude ihrem Gatten Bennett nach Amerika. Sie freut sich sehr darauf, dass sie die große Weite und das riesige Land Amerika kennenlernen und dort leben darf. Sie wird jedoch gleich nach ihrer Ankunft enttäuscht, als sie in einem kleinen Ort namens Baileyville, mitten in den Bergen Kentuckys, landet. Dort wird sie zukünftig mit ihrem Mann Bennett, ihrem herrischen und bestimmenden Schwiegervater Geoffrey, der eine Mine besitzt, sowie deren Haushälterin Annie leben. Alice merkt bald, dass nichts so ist, wie sie es sich vorgestellt hatte. Im Zimmer neben ihrem Schlafzimmer schläft ihr Schwiegervater, was ihr gar nicht gefällt. Irgendwie wird sie in der Gemeinde nicht so recht akzeptiert, denn sie ist ja die Engländerin. Als sich eines Abends die gesamte Gemeinde zu einer Versammlung trifft, wo darüber gesprochen wird, ob sie eine Bibliothek für alle eröffnen wollen, ergreift Alice ihre Chance. Margery, die sich bereits um die Packhorse Library kümmert, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Präsidentengattin Eleanor Roosevelt gegründet wurden. Die Bücherei, die vor allem Alte und Kranke beliefern soll, benötigt noch Helfer, die die Bücher zu den entlegenen Ortschaften und Einzelhöfen bringen. Dies soll beritten auf den Pferden geschehen. Da möchte Alice unbedingt dabei sein, um so endlich aus dem öden Alltag entfliehen zu können. Ihre Familie ist zwar nicht davon begeistert, aber Alice lässt sich nicht davon abbringen, und setzt sich durch. Anfänglich ist Margery mit Alice den ganzen Tag auf den Pferden unterwegs, um ihr die Familien vorzustellen, die mit den Büchern beliefert werden möchten. Es ist zwar sehr hart, wenn Alice den ganzen Tag auf den Pferden unterwegs ist, aber trotzdem genießt sie die Natur, vor allem aber, dass sie nicht zuhause herumsitzen muss. Es fällt ihr mit der Zeit immer leichter, und die kleine Bibliothek bekommt sogar noch weitere Hilfe, weil immer mehr Personen die Bücher ausleihen wollen. Sie genießt ihre Aufgabe, und fast dabei sogar den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen.

Jojo Moyes' neuer Roman „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ ist, wie viele andere ihrer Bücher zuvor auch schon, direkt nach Erscheinen auf Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste eingestiegen. Sie schreibt über die Satteltaschen-Bibliothekarinnen von Kentucky, die in den 1930er Jahren durch die raue Berglandschaft ritten, um auch den Menschen in den entlegensten Siedlungen Bücher zu bringen oder sie im Lesen zu unterrichten.

Doch wieso ausgerechnet dieses Thema? Die britische Autorin, die von ihrem bekanntesten Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ weltweit über 14 Millionen Exemplare in 43 Sprachen verkauft hat, hatte selbst persönliche Probleme und fühlte sich nach 18 Jahren des Bücherschreibens erschöpft, weshalb sie sich nach Kentucky zurück zog, um neue Kraft tanken zu können. Hier kam sie in Kontakt mit der Geschichte der Satteltaschen-Bibliothekarinnen, die mit Büchern aus der kleinen Bibliothek vor allem gegen Unwissen, religiösen Fundamentalismus und Quacksalberei kämpften. Moyes lebte in einer kleinen Blockhütte und verliebte sich in die Gegend und die Geschichte der mutigen Frauen, die von 1935 bis 1943 wöchentlich bis zu 120 Meilen unterwegs waren und Bücher auslieferten.
Jojo Moyes schrieb „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ wie im Rausch, sie musste diese Geschichte einfach aufschreiben, und fand so zurück zu alter Form und ihre Leidenschaft zum Schreiben wieder. Die Filmrechte daran sind schon verkauft.

Einmal mehr begeistert Jojo Moyes ihre Anhängerschaft mit einer wundervoll geschriebenen Geschichte, die einen direkt in die Story abtauchen und die Satteltaschen-Bibliothekarinnen begleiten lässt. Ihre Fans werden wieder jede Seite verschlingen und die gefühlvollen Beschreibungen im Buch schätzen und genießen, um so den grauen Herbsttagen zu entfliehen. Einfach Genuss pur, wie ihn nur Jojo Moyes schreiben kann!

Übrigens wird gerade ihr Roman „Eine Handvoll Worte“ mit Shailene Woodley und Felicity Jones in den Hauptrollen verfilmt, der 2020 in die Kinos kommen soll.

Gudrun Loher