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Black Mirror

In den frühen 90er Jahren war ein Computerspiel-Genre gar nicht mehr wegzudenken, inzwischen fristet es nur noch ein Nischen-Dasein: das Adventure. Quer durch die Zeit oder die Welt reisen, alles mitnehmen, was man nur anklicken kann und es miteinander kombinieren, durchgedrehte Rätsel knacken, um irgendwann zu einem mehr oder weniger gelungenen Ende zu kommen, das war der Lebensinhalt tausender Adventure-Fans in ungezählten Stunden vor dem Computer. Dabei war es vollkommen unerheblich, ob das Spiel als Comic oder mit realen Schauspielern gespielt wurde, Hauptsache, man war eine ganze Weile damit beschäftigt.
Sehr erfreulich ist es in Zeiten unendlicher Ballerspiele, dass es doch noch ein paar mutige Entwickler gibt, die die Fahne der Adventure ganz hoch halten. Nach den komischen Spielen "Runaway", "Tony Tough" und "The Westerner" gilt es nun in dem Grusel-Adventure "Black Mirror" einen mysteriösen Tod in einem alten Schloß aufzuklären, der auf den ersten Blick wie ein Selbstmord aussieht.
Als Samuel Gordon nach 12 Jahren zum ersten Mal wieder den Stammsitz seiner Familie besucht, stößt er auf merkwürdige Begebenheiten, die ihn am Ende mit den Dämonen seiner eigenen Seele konfrontieren werden.
Sehr stimmungsvoll programmiert ist es ein echtes Vergnügen ein Adventure "wie in alten Zeiten" zu spielen. Man merkt, dass Adventure-Fans dieses Spiel programmiert haben. Die Steuerung ist intuitiv, Speichern ist jederzeit möglich und die Ansprüche an die Ressourcen des Spiele-Computers sind angenehm gering. Einzig die langen Gespräche und die teils langwierigen Lesepassagen und etwas fummelige Puzzles schmälern etwas das Spielvergnügen, doch die spannende Story, eine ausgezeichnete Lokalisierung und Synchronisation sowie perfekter orchestraler Sound bügeln diese Kleinigkeiten locker aus.
Adventure-Fans werden "Black Mirror" lieben und werden sich an Spiele "aus dem letzten Jahrtausend" erinnert fühlen, während ihnen ein wohliger Schauer über den Rücken läuft.

Pascal May