Artikeldienst Online

Die Gilde

Baumeister oder Bürgermeister sein, das hätte schon was! - Warum eigentlich nicht?
Das PC-Spiel "Die Gilde" führt den Spieler in die faszinierende mittelalterliche Welt nach 1400. Eine Welt voll Prunk und Reichtum, aber auch dunkler Machenschaften und hinterhältiger Intrigen. In einer von fünf deutschen Städten gehen bis zu 500 virtuelle Einwohner ihrem Tagewerk nach, treiben regen Handel und konkurrieren um Titel und Ämter, die Ansehen und Einfluss bringen.
Dies geschieht in einer bis dato unerreichten Detailfülle, die schon auf den ersten Blick Lust auf mehr macht.
Von der sehr beeindruckenden 3D-Ansicht der gesamten Stadt kann der Spieler stufenlos an ein Gebäude heranzoomen. Er kann das Gebäude betreten, vom Verkaufsraum beispielsweise eines Kräuterladens in das Labor wechseln und dort wiederum an einen Destillierkolben heranfahren! Jede der über 200 Gebäudeerweiterungen erfüllt ihren ganz eigenen Zweck!
Die Navigation durch die Stadt verläuft butterweich: ein einfaches Antippen an den Bildschirmrand genügt, und die Kameraperspektive ändert sich in die gewählte Richtung.
Zu Beginn des Spiels muss zunächst eine Herkunft aus einer Reihe von Handwerkern, Händlern, Dichtern oder auch Dieben ausgewählt werden, weiter geht es mit dem Spiel-Ziel, das man sich aussuchen kann. Man wählt zum Beispiel "Werdet Bürgermeister!", "Verschafft Euch das Monopol über die umliegenden Steinbrüche!" oder "Erbeutet bei Euren Diebeszügen 15.000 Dukaten!".
In der Schenke halten sich nach Einbruch der Dunkelheit zwar finstere Gestalten auf, es gibt jedoch keinen besseren Ort, um an Informationen zu kommen oder Intrigen zu schmieden. Doch Vorsicht: wer sich bei illegalen Taten erwischen lässt muss mit Hungerturm, Pranger oder Folter rechnen.
Um das zu vermeiden, reicht ein Blick in die Gesetzesbücher im Rathaus, denn man muss ja nicht zwangsläufig ins offene Messer laufen und regelmäßig gegen dreiste Verbrechen verstoßen.
Ein Besuch der örtlichen Kirche kann jedoch auch nicht schaden, um seinen Ruf und sein Ansehen aufzuwerten, doch nur, wer auch hier Geld investiert, wird Erfolge verzeichnen können.
Die unglaubliche Detailtreue läßt jeden Spieler in das Leben der Spiel-Figuren eintauchen. Es wird ein ganzes Leben simuliert, mit sämtlichen Lebens- und Wetterlagen. Wenn morgens die Sonne aufgeht, strömt die arbeitende Bevölkerung des Dorfes zu seiner Tätigkeit, beschwert sich über schlechte Bezahlung und nimmt am Abend gerne noch ein Gläschen im Wirtshaus. Trotz der geregelten Tagesabläufe verfolgt jeder Einwohner sein Ziel nach Macht und Anerkennung, das er nicht aus den Augen läßt.Ein Multiplayer-Modus mit bis zu 8 Spielern darf hierbei natürlich nicht fehlen. Um nicht nur Hardcore-Spielern sondern auch Gelegenheitsspieler an die mittelalterliche Welt von "Die Gilde" zu fesseln, wurden Bedienung und Zugänglichkeit so einfach wie möglich gehalten.
Die Konkurrenz, die es einem schwer macht, um in "Die Gilde" gesellschaftlich oder wirtschaftlich aufzusteigen, ist also groß und immer präsent, es ist also stets Vorsicht geboten, den der Gegner hat mindestens ebenso intrigante Ideen wie man selbst.
"Die Gilde" ist ein ausgesprochen gut gelungenes, wenn auch recht komplexes Spiel, das einen irren Mix von Echtzeitstrategie, Rollenspiel und Wirtschaftssimulation perfekt vereint. Die Grafik kann schlichtweg als traumhaft und höchst detailgetreu bezeichnet werden, die Steuerung und Bedienung ist fast schon selbst erklärend. Legt man den Mauszeiger auf ein Gebäude oder einen Gegenstand, erscheinen dazu die benötigten Informationen.
Einzig störend ist der hohe Verbrauch an Festplattenspeicher: das Spiel gibt sich nur mit mindestens 750 MB Speicherplatz zufrieden.
Wer sich nicht davor scheut, auch mal einen solchen Genremix auszuprobieren, muss vorsichtig sein, nicht süchtig zu werden. Hat man in "Die Gilde" die erste Sprosse der Karriereleiter genommen, will man auch die zweite erleben. Und plötzlich geht im echten Leben schon wieder die Sonne auf...

Pascal May