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Blue Jasmine

Seit Jahrzehnten dreht Woody Allen mit der Zuverlässigkeit eines schweizer Uhrwerks jedes Jahr einen Film. Fast ebenso regelmäßig werden seine Filme bei den Oscar-Verleihungen berücksichtigt, so auch in diesem Jahr, als die Hauptdarstellerin seines neuesten Werks "Blue Jamine", Cate Blanchett, den Gold-Mann mit nach Hause nehmen durfte. Neben der frisch prämierten Aktrice liest sich die Besetzungs-Liste des aktuellen Woody Allen-Films einmal mehr wie das who-is-who der besten Darsteller weltweit, darunter Sally Hawkins, Alec Baldwin und Peter Sarsgaard.

Jasmine, die eigentlich gar nicht so heißt, befindet sich in einer Krise, finanziell und psychisch. Nachdem ihre Ehe mit dem dubiosen Finanzjongleur Hal zerbrochen ist, muss sie zum ersten Mal ihr Leben in die eigenen Händen nehmen. Ohne Geld, Ausbildung und gedanklich noch immer in ihrer versnobten Welt zieht sie von New York vorübergehend nach San Francisco zu ihrer Schwester Ginger, einer alleinerziehenden Mutter von zwei Jungs aus der Working-Class. Mit allen Mitteln versucht Jasmine weiterhin, die Fassade einer reichen Ehefrau aufrecht zu halten, versinkt aber, psychisch angeschlagen, in ihrer Traumwelt und ihren Selbstgesprächen. Als sie einen aufstrebenden Diplomaten trifft, scheint ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu kommen. Oder doch nicht?

"Blue Jasmine" liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich neben Notizen vom roten Teppich lediglich eine Pressekonferenz mit den Darstellern.

Woody Allen hat mit seinen Filmen Europa verlassen und ist wieder in den USA angekommen. "Blue Jasmine" ist definitiv keine gefällige Komödie denn eher ein komplexes, anstrengendes Drama mit einer herausragenden Besetzung. Cate Blanchett spielt außerordentlich stark die tragische Figur der Jasmine, während Alec Baldwin in seiner Rolle eher blass bleibt. Dennoch bleibt Allen's Film eine filmische Herausforderung fernab des Mainstreams, der gewisse Längen aufweist, und so muss der Zuschauer zeitweise eine ähnliche "Tour de Force" durchleben wie Darstellerin Cate Blanchett. Der viel gepriesene Comedy-Charakter dieses Films lässt sich nur schwer erkennen.

Wer leichte Unterhaltung für zwischendurch sucht, sollte von "Blue Jasmine" besser die Finger lassen, und sich an früheren Werken des New Yorker Filmemachers orientieren.

Pascal May
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