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Caché

Der österreichische Regisseur Michael Haneke mag Cannes. Und Cannes mag ihn. So scheint es zumindest, nachdem während der Filmfestspiele an der Cote d'Azur seine letzten beiden Werke mit Preisen überhäuft wurden. Warum eigentlich? Haneke ist nicht gerade für Mainstream-Filme bekannt, im Gegenteil, seine Filme sind berühmt für Skandale, mindestens aber tagelangen Gesprächsstoff. Und das genießt er.
"Caché" beginnt mit einer Aufnahme eines Hauses in Paris. Minutenlag wird das Haus in der Totalen gezeigt, ohne dass wirklich etwas passiert. Nach einiger Zeit wird klar, dass es sich hierbei um eine Video-Aufnahme handelt. Und genau da beginnt die Story: Dem beliebten französischen Fernsehmoderator Georges Laurent werden anonym Videoaufnahmen zugespielt, die ihn und seine Familie zeigen. Die Aufnahmen werden immer brisanter, sie dringen immer weiter in sein Privatleben ein. Seine Ehe mit der attraktiven Anne gerät in eine tiefe Krise. Georges versucht verzweifelt herauszufinden, wer hinter den Aufnahme steckt und wo die Kamera aufgebaut ist, doch er kommt nicht weit. Als auch noch Zeichnungen auftauchen, die einen Jungen mit blutendem Mund zeigen, fällt ihm schließlich der algerische Junge Majid ein, den er in seiner Kindheit mit bewusst falschen Anschuldigungen vom elterlichen Hof vertrieben hat. Seine Vergangenheit scheint ihn einzuholen, und immer neue Videoaufnahmen führen ihn schließlich in einen schäbigen, überwiegend von Algeriern bewohnten Pariser Vorort. Er folgt der Spur und findet Majid. Aber wer steckt hinter all dem und wie kommt es, dass plötzlich ein Video-Band auftaucht, das ihn beim Treffen mit Majid zeigt?
Was das alles soll und wie die ganzen Geschichten zusammen hängen fragt sich der Zuschauer knapp zwei Stunden lang. Die Videoaufnahmen werden in aller Ausführlichkeit gezeigt, ohne dass wirklich etwas darauf zu sehen ist, was helfen könnte, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Wer sich etwas Erleuchtung beim Bonus-Material erhofft wird bitter enttäuscht: das "Making Of" ist ebenso langwierig wie der gesamte Film und auch das Interview (in französischer Sprache) mit Regisseur Michael Haneke hilft nicht wirklich weiter. Zumindest beim Ton wurde nicht gespart, denn der liegt in der deutschen und der französischen Version in Dolby Digital 5.1 vor.
"Caché" eignet sich bestenfalls als Trainingseinheit für verkappte Voyeure oder Filmfans, die sich gerne gelangweilt intellektuell geben wollen. Für den durchschnittlichen Filmfan, der etwas gute Unterhaltung und Entspannung sucht, ist dieser Film nichts. Also im Zweifel besser: Finger weg!

Pascal May