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Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Girl with a Pearl Earring

Im Royal Cabinet of Paintings Mauritshuis, Den Haag hängt es – eines der bekanntesten Portraits der Kunstgeschichte: “Das Mädchen mit der Perle” von Jan Vermeer van Delft (1632-1675). Die Identität der abgebildeten Schönheit ist bis heute unbekannt, was den Regisseur Peter Webber nicht davon abhielt, die fiktive Entstehung dieses Kunstwerkes nach der Romanvorlage von Tracy Chevalier eindrucksvoll zu verfilmen.

Die 16jährige Griet (Scarlett Johansson) wird von der Familie des Malers Vermeer van Delft als Haushaltshilfe angestellt. Auf das junge Mädchen warten in der ungewohnten Umgebung des herrschaftlichen Haushaltes viel harte Arbeit. Der mürrische Künstler Vermeer und seine egozentrische Frau Catharina, ganz Herrin des Hauses, machen es Griet nicht gerade einfach. Auch die zu böswilligen Streichen aufgelegten Sprößlinge der Eheleute van Delft setzen der Magd sehr zu, und schon bald gerät Griet vollends zwischen die Fronten – sie gewinnt nach und nach das Vertrauen des Malers und dieser entdeckt Griets Leidenschaft für die Kunst. Er führt sie behutsam an die Geheimnisse und die Faszination der Malerei heran – dieses innige Verhältnis zwischen Magd und Herr mißfällt der Hausherrin immer mehr, und auch die städtische Gesellschaft, allen voran der Mäzen Van Ruijven, nimmt langsam Notiz von der äußersten Zuneigung Vermeers für seine junge Haushaltshilfe...

Peter Webber schafft es in dieser sprichwörtlich malerischen Literaturverfilmung, dem Zuschauer das Leben und die Atmosphäre des 17. Jahrhunderts auf beeindruckende Weise nahe zu bringen. Die sagenhaften Kulissen und die Liebe zum Detail hinsichtlich Ausstattung und Kostümen verzaubern und entführen in eine Welt und Gesellschaft, die sich heute kaum noch jemand vorstellen kann. Die schauspielerischen Leistungen von Scarlett Johansson (u. a. Lost in Translation) beeindrucken – können aber über die insgesamt etwas flache Story kaum hinweghelfen. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ ist eine faszinierende Romanverfilmung mit eindrucksvollen Bildern und eindringlicher Botschaft ohne viel Action – leider bleibt dieser Art von „ruhigen“ Filmen heutzutage das eigentlich verdiente Massen-Publikum meist aus.

Alex W. Würth