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How To Sell A Tit Wonder oder Der Generalmanager

Martin Baldauf ist ein echtes Phänomen. Er ist laut, redet zuviel, ist hyperaktiv und ganz sicher eine Nervensäge. Wer das behauptet? Er selbst. Und er hat recht.
Als jüngster Manager Europas war er der Ex-Manager des verstorbenen Busenwunders Lolo Ferrari, die er in Italien kennengelernt hat. Seit dem waren C-Promi-Treffs wie Bierzelte, Discos und Nachmittags-Talkshows seine Welt, um sein Busenwunder, das eigentlich überhaupt nichts konnte, zu vermarkten. Dabei hat er sich auch weiterer mehr oder weniger bekannter Promis bedient, die er einfach angequatscht und sie so lange voll gelabert hat, bis die aufgegeben und einen Vertrag mit ihm unterschrieben haben. So kam er zum Beispiel an Jürgen Drews, der zusammen mit Lolo die „Doppeldecker-Tour“ gemacht hat.
Nachdem Lolo plötzlich verstorben war, musste Ersatz her. Der Aufruf einer Nachmittags-Talkshow zu einem Busen-Casting hatte nicht den gewünschten Erfolg. So musste er auf eine Empfehlung aus England hoffen. Ashley Bond, eine zierliche Blondine mit beachtlichen Maßen, wusste wohl nicht, worauf sie sich eingelassen hatte. Foto-Termine im Sonnen-Studio von Baldauf’s Mutter, spontane Treffen mit Jürgen Drews und einer grölenden Männer-Meute auf der Autobahn-Parkplatz Pforzheim, Styling bei einem Pseudo-Promi-Coiffeur in Karlsruhe. Und das waren noch die guten Termine.
Der schauspielernde Regisseur Steffen C. Jürgens wollte ursprünglich eine Dokumentation über Lolo Ferrari drehen, doch als er ihren Manager Baldauf erlebt hatte, war klar, dass der kleine Hektiker mehr abwirft als das Busenwunder. Über Wochen hat er den Manager begleitet, dabei herausgekommen ist ein Werk, das den Begriff Fremdschämen ganz neu definiert. Aus geplanten 45 Minuten Doku wurden 87 nervige Minuten, in denen der Film einen jungen Mann zeigt, der den Bezug zur Realität, zu seinem Können und seinem Einfluss gänzlich verloren zu haben scheint. Am Ende des Films vergleicht er sich gar mit Napoleon, ein Umstand, mit dem der Zuschauer den ganzen Film über rechnet, aber dennoch hofft, dass dieser Vergleich nicht gezogen wird.
Einen echten Einblick hinter die Kulissen des Show-Business gibt der Film nicht wirklich, weil der „Generalmanager“ immer nur in der Vorstufe der Glitzerwelt stecken bleibt. Kurz gesagt ist der Film eine echte Herausforderung, gegen den das „Dschungel-Camp“ fast schon Grimme Preis-verdächtig wirkt. Nicht mehr, aber sicherlich auch nicht weniger.

Pascal May