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James Bond 007 - Ein Quantum Trost

Bond is back! Allein diese Ankündigung lässt bei eingefleischten Bond-Fans das Adrenalin und die Vorfreude auf den neuen Film steigen. Auch in diesem Herbst ist es wieder so, wenn James Bond in „Ein Quantum Trost“ zum 22. Mal auf der Leinwand auftaucht, um die Welt zu retten.
Zum zweiten Mal darf Daniel Craig den Agenten im Dienste Ihrer Majestät verkörpern, und wie auch bei seinem ersten Einsatz wird er keinesfalls geschont und muss eine Menge einstecken, verbal wie auch körperlich. Die Story von „Ein Quantum Trost“, so der Titel des neuen Bond-Films, knüpft unmittelbar an die des Vorgänger-Films „Casino Royale“ an, und genau da beginnen die Schwierigkeiten für Gelegenheits-Bond-Gucker, denn die werden sich schwer tun, der Handlung zu folgen.Und das, obwohl die Geschichte nicht wirklich als anspruchsvoll bezeichnet werden kann: James Bond will an den Bösewichten des Vorgänger-Films Rache nehmen, weil die seine Vespa, die Frau, in die er sich verliebt hatte, erpresst und ermordet haben. Die Bösen sind in diesem Fall tatsächlich mehrere, und zwar so viele, dass sie einfach überall sein können, selbst den britischen Geheimdienst konnten sie unterwandern. Revolten und Umstürze in südamerikanischen Staaten zetteln sie ebenso leicht und unbekümmert an wie die Monopolbildung des Trinkwassers. So macht sich Bond auf, diese Gauner-Organisation zu stoppen, wobei er recht schnell auf Camille trifft, die sich zufällig auch gerade rächen möchte, und zwar an einem bolivianischen General, der ihre Familie auf dem Gewissen hat. Doch Camille ist anders als vorhergehende Bond-Girls: Sie ist sehr zurückhaltend und Bond fasst sie nicht einmal an! Auch sonst bleibt die Brünette eher farblos.
Action gibt es auch wieder reichlich, und so beginnt „Ein Quantum Trost“ gleich mit einer wilden Verfolgungsjagd, wie man sie nur bei Bond-Filmen sehen kann. Kurz darauf jagt 007 wieder über Häuserdächer (hatten wir das nicht erst?), legt sich mit seinem Chef „M“ an (auch das kennen wir schon), bekommt seine Kündigung angedroht (sehr bekannt) und reist auf eigene Faust um die Welt (dieses Mal unter anderem im Angebot: Italien, Tahiti, Österreich und Bolivien), ohne dass ihn jemand stoppen könnte.Dabei trifft er auch wieder bekannte Gesichter aus „Casino Royale“, wie Mathis oder Felix Leiter. Auch hinter der Kamera hat sich nicht viel getan, denn neben den Produzenten waren auch wieder die gleichen Drehbuchautoren wie beim Vorgänger-Film am Werk. Anlehnungen an frühere Bond-Filme lassen sich quer durch den Film erkennen, sei es die Hochhausszene, in der Bond seinen Gegenüber an der Kante stehen lässt und ihn nur an der Krawatte festhält („Der Spion, der mich liebte“), oder die Szene, in der Agent Fields nach ihrem Kurzauftritt tot, nackt und mit Öl überzogen auf dem Bett liegt („Goldfinger“).
Wieso das neue Bond-Abenteuer ausgerechnet „Ein Quantum Trost“ heißen muss, wird auch im Film nicht klar. Der mit gerade mal 103 Minuten kürzeste Bond-Film aller Zeiten kann auch mit dem Bond-Song „Another Way To Die“ von Alicia Keys und Jack White nicht punkten, denn er passt einfach nicht zu Bond. Der Vorspann mutet seltsam an und wieso der berühmte „Gun Barrell“ am Ende des Films zu sehen ist, fragt sich manch verwirrter hart gesottene 007-Fan.
Natürlich waren die Erwartungen nach dem sensationellen weltweiten Erfolg von „Casino Royale“ enorm hoch, wieso die Fans dieser längsten Film-Serie der Welt auch entsprechend enttäuscht von „Ein Quantum Trost“ sein werden. Vielleicht hätte dem Film etwas mehr Ruhe und Zeit beim Drehbuch-Schreiben gut getan, um an alte Erfolge anknüpfen zu können. Schade.
So ist insgesamt leider nur ein durchschnittlicher James Bond-Film herausgekommen, den sich eingefleischte Fans ohnehin nicht entgehen lassen werden. Wer aber mit „Ein Quantum Trost“ erstmals in die Bond-Welt eintauchen möchte, sollte sich lieber „Casino Royale“ ansehen. Denn da konnte noch ohne Übertreibung festgestellt werden: „Nobody Does It Better“!

Pascal May