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Karli & Marie

Seit Anbeginn des Tonfilms nimmt der bayerische Humor eine Sonderstellung im deutschen Film ein, sei es mit dem bayerischen Original, Komiker und Medienpionier Karl Valentin, der durch den Tonfilm zusammen mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt zu überregionaler Berühmtheit gelangt ist, oder deutlich später die Geschichten von Ludwig Thoma, die stets für einen lustigen Filmabend standen und in Farbe verfilmt wurden. Ohnehin waren Komödien mit einem Bezug zu Bayern immer eine sichere Bank im Kino, was bis heute gilt, vor allem, was die Eberhofer-Reihe angeht. Nun haben sich erneut zwei der beliebtesten bayerischen Komödianten zusammen getan, deren neuestes Werk nun für das Heimkino zur Verfügung steht.

Beide haben die Knackigkeitsgrenze längst überschritten, beide sind wenig erfolgreich und haben keine Aussicht auf Besserung, schon gar nicht, was ihre wirtschaftliche Lage angeht.
Karli ist ein gescheiterter Koch, den kein Arbeitgeber und auch die Bundeswehr behalten wollte, und so schlawienert er sich durch das Leben. Gerade als er einen Geldautomaten sprengen möchte, wird er von der angetrunkenen Marie angefahren, die mit dem alten Opel Admiral ihres Ex-Mannes unterwegs ist.
Beide geben sich gegenüber vor, überaus erfolgreich und in gehobener Position zu leben, sei es Karli als Spezial-Einsatz-Soldat und Einzelkämpfer, sei es Marie, die vorgibt, dass ihr Personal erkrankt ist oder sich im Urlaub befindet. Marie bittet Karli, sie nach Innsbruck zu begleiten, um dort einen großen Deal für die Firma ihres verstorbenen Vaters abzuschließen, um die Reste seiner Firma vor dem Ruin zu retten, die ihr Ex-Mann übrig gelassen hat. Mit reichlich Bargeld geht das gescheiterte Duo auf Reisen. Doch schon bald gibt das alte Auto seinen Geist auf, brennt aus und der von Karli mitgeführte Sprengstoff geht bei dieser Gelegenheit auch noch hoch. Nun haben sie nichts mehr, außer ihrer Kleidung und etwas Kleingeld, wollen aber weiter nach Innsbruck. Ein "Roadtrip auf bayrisch" beginnt, der ganz anders verläuft, als es sich die beiden gedacht haben.

Der Film liegt ausschließlich auf DVD in der deutschen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor, Extras findet man auf der Silberscheibe keine.

Nach dem großen Erfolg der Eberhofer-Reihe, zunächst nur in Bayern, inzwischen im gesamten deutschsprachigen Raum, hat man mit "Weißbier im Blut" versucht, einen Anti-Eberhofer ins Kino zu bringen. Die Rechnung ging nicht auf und der Film floppte, obwohl die Geschichte auf einer Buchvorlage von Jörg Graser basiert, und man eine großartige Besetzung hatte: Luise Kinseher, die bei Serien wie "München 7", vor allem aber durch ihre Auftritte als "Mama Bavaria" beim Starkbieranstich am Nockherberg der Politprominenz die Leviten gelesen hat, sollte als Publikumsliebling ein Kassenmagnet sein. Ebenso Sigi Zimmerschied, der seit Jahrzenhnten für sein bayerisches Kabarett steht, das die Hallen im Freistaat füllt, vor allem aber in seiner Rolle als Polizeichef in der Eberhofer-Reihe große Bekanntheit erlangte, sollte die Zuschauer in die Kinos locken. Doch irgendwie war die erzählte Geschichte zu düster und der Kommissar zu depressiv, als dass man mit dem Film Freude hätte.

Also hat man diesem beliebten bayerischen Duo mit "Karli & Marie" eine neue Chance gegeben, und sie im Auto, im Zug, im Taxi und zu Fuß durch Bayern und Österreich geschickt, um erneut ihre Fans in die Kinos zu locken, was zwar besser, aber eben nicht gut funktioniert hat. Es passiert nicht viel, die Geschichte plätschert so dahin, und außer ein paar leichten Schmunzlern entlockt der Film seinen Zuschauern nicht viel Emotion. Die Chemie zwischen Kinseher und Zimmerschied funktioniert, aber das Drehbuch von Ulrich Limmer, der schon großartige und preisgekrönte Drehbücher verfasst hat, kommt einfach nicht in Gang. Es wird zu keinem Zeitpunkt klar, was der Film erzählen möchte, denn auch die Figuren verändern sich im Laufe des Films kaum und auch das eher spontane Ende lässt die Zuschauer alleine, denn der Film ist weder Komödie noch Drama noch Krimi... Ja, was eigentlich?

Für einen entspannten oder amüsanten Filmabend ist "Karlie & Marie" eher nicht zu empfehlen, nicht einmal für Hardcore-Fans der beiden Hauptdarsteller. Einzig Anhänger der alpenländischen Landschaften hätten ihre Freude an diesem Film, mehr aber auch nicht. Schade.

Pascal May