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Macho Man

Eine deutsche Komödie, in die weder Til Schweiger noch Mathias Schweighöfer eingebunden sind, ist schon bemerkenswert. Wenn es sich dann noch um eine Bestseller-Verfilmung handelt und die Hauptrolle von Christian Ulmen übernommen wird, kann es sich nur um einen großen Kinoerfolg handeln. Oder?

Daniel ist ein Frauenversteher, ein Warmduscher. Seine bisherigen Beziehungen sind nicht der Rede wert, weil sie fast nicht stattgefunden haben. Er arbeitet in einer Werbeagentur, seine Kollegen sind seine besten Freunde. Doch dann geschieht etwas, womit niemand rechnet, nicht einmal Daniel selbst: er verliebt sich in seinem Urlaub in eine schöne Türkin, die ihn auch liebt! Beiden ist es ernst, und so möchte Aylin ihren neuen Freund ihrer Familie vorstellen. Und genau da beginnen die Probleme, denn Daniel ist genau das Gegenteil von dem, was Aylins Familie vorschwebt. Deswegen bittet er Aylins Bruder Cem, aus ihm einen Vorzeige-Türken zu machen. Damit macht er in der türkischen Familie mächtig Eindruck, nur nicht mehr bei seiner angebeteten Aylin.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Bonus-Material finden sich auf der Silberscheibe Interviews mit Cast & Crew, B-Roll sowie die Hörfilmfassung.

"Macho Man" basiert auf dem autobiographischen Bestseller von Moritz Netenjakob, der 2009 erschienen ist und sich ein Jahr lang in den Bestseller-Listen hielt. Darin beschreibt er genau seine Erlebnisse, als er alles dafür getan hat, um ein echter Türke zu werden und seine neue Familie zu beeindrucken. Praktischer Weise hat Netenjakob auch gleich am Drehbuch mitgeschrieben.
Die beiden Hauptdarsteller, Christian Ulmen als softer Daniel und Aylin Tezel als Aylin, passen perfekt in ihre Rollen, und auch die Nebenrollen sind bestens besetzt, allen voran Dar Salim als Aylins Bruder Cem überzeugt als harter Türke. Daneben sind die üblichen Verdächtigen der deutschen Komödie zu sehen, darunter der ehemals witzige und heute eher nervige Axel Stein, Nora Tschirner, Samuel Finzi und Inez Bjorg David. In einem Kurzauftritt ist Lukas Podolski zu sehen.
Regie führte Christof Wahl, der auch die Kamera geführt hat, wie er es zuvor bei diversen Til Schweiger-Filmen und der Erfolgskomödie "Fack ju Göhte" getan hat. "Macho Man" ist seine erste Regiearbeit.

Die Idee zu "Macho Man" klingt aufregend neu, doch irgendwie zündet der Stoff nicht als Film. Es werden sämtliche Klischees bedient, an denen sich unzählige Produktionen über kulturelle Unterschiede zwischen Deutschen und Türken abgemüht haben. Wieder mal sind die immer selben Gesichter auf deutscher wie auch auf türkischer Seite zu sehen, und wirklich neu ist an dieser Komödie nicht. Daher gerät der Film auch nicht wirklich lustig und strandet in einer sehr übersichtlichen Geschichte. Einem Vergleich mit der Ulmen-Komödie "Maria, ihm schmeckt's nicht" hält dieser Streifen auf keinen Fall stand.
So plätschert "Macho Man" nur so dahin und schafft es nicht einmal zum Prädikat "sehr leichte Unterhaltung", da man am Ende des Films nicht den Eindruck bekommt, überhaupt unterhalten worden zu sein, vielmehr sehnt man sich danach, dass der Film überhaupt mal aus den Startöchern kommt.
Insgesamt eine vertane Chance. Schade.

Pascal May