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Mein Leben als Zucchini

Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein animierter Kinderfilm für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert wird. Wenn dieser Film dann nicht aus Hollywood sondern aus einem kleinen französischen Studio entstammt, gleichen diese Nominierungen fast schon einer Sensation. Tatsächlich geschehen ist es in diesem Jahr, als "Mein Leben als Zucchini" international mit Preisen überhäuft wurde. Wer den Film bisher verpasst hat, der kann ihn sich jetzt endlich zuhause auf BluRay und DVD ansehen.

Icare ist ein neunjähriger Junge, dessen alkoholkranke Mutter bei einem Unfall stirbt. Da sein Vater unbekannt ist, bringt der fürsorgliche Polizist Raymond den kleinen Icare, der darauf besteht, Zuchhini genannt zu werden, weil ihn seine Mutter immer so gerufen hat, ins Waisenhaus zu Madame Papineau. Dort soll er mit anderen Kindern zusammen leben, die meisten davon traumatisiert oder von ihren Eltern allein gelassen. Als die zehnjährige Camille zu ihnen ins Heim kommt, ist Zucchini zum ersten Mal verliebt, doch Camilles Tante möchte die Kleine bei sich aufnehmen, um das Pflegegeld zu kassieren. Das müssen Zucchini und die anderen Kinder aber unbedingt und mit allen Mitteln verhindern!

Der Oscar-nominierte Film liegt auf DVD in der deutschen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich neben einem Making Of und den Trailern auch die Featurettes "Zucchini beim Casting", "Entstehung einer Szene", "Animation", "Entstehung der Figuren" sowie "Die Sprachaufnahmen". Ein Interview mit Peter Lorde, Gründer und Chef der Aardman Studios, rundet die Specials ab.

Eigentlich ist die Geschichte nicht wirklich etwas für Kinder. Das Buch des französischen Autors Gilles Paris, "Autobiographie einer Pflaume", auf dem der Film basiert, ist aufgrund des sehr ernsten Hintergrunds eher ein Buch für Jugendliche. Regisseur Claude Barras, der das Filmprojekt über zehn Jahre lang entwickelte, wollte die Geschichte für Kinder zugänglich machen und wollte sie kind- und familiengerechter erzählen. Er wählte nach eigenem Bekunden die sehr aufwendige Stop-Motion-Technik, weil damit die Atmosphäre eines Spielfilms am besten widergegeben werden kann.
Anders als bei den meisten animierten Filmen sollten seine "Stimmen" nicht einfach nur gesprochen sondern richtig gespielt werden, und so entstanden die Tonaufnahmen im echten Spiel der großen und kleinen Schauspieler. Dem Casting gehört hier ein großes Lob, denn die Wirkung der Stimmung ist schlichtweg umwerfend und ergänzt die Puppen in wunderschönen Kulissen in bester Weise.

Seine Weltpremiere feierte "Mein Leben als Zucchini" während der Filmfestspiele in Cannes 2016 und erhielt auf zahlreichen Festivals viel Kritiker- und Zuschauerlob, Publikumspreise und weitere Auszeichnungen.

Es sind schon sehr ernste und schwere Themen, die in diesem Film behandelt werden, da geht es um Missbrauch, Traumatisierung, Verlust und Vertrauen. Den Filmemachern ist es aber gelungen, die Geschichte rund um Zucchini sehr behutsam zu erzählen, ohne dabei zu seicht oder zu heftig zu erzählen. Dabei helfen die sehr charmanten Figuren und die sehr passenden Stimmen, um aus diesem zauberhaften Film ein besonderes Filmerlebnis zu machen, dem man sich nicht entziehen kann und das noch lange nachwirkt.
Nur schade, dass der Streifen nach lediglich 63 Minuten schon zu Ende ist.

"Mein Leben als Zucchini" ist ein ganz besonderer Film, den Kinder jeden Alters ansehen können, den sich aber auch Jugendliche und Erwachsene, Kinderlose, Eltern und Großeltern ansehen sollten, die am Ende sicherlich nicht unberührt zurück bleiben werden.

Eine rundum gelungenes Meisterwerk, das seine Zuschauer schlichtweg verzaubert!

Pascal May