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Silberhochzeit

Elke Heidenreich war schon immer für ihre scharfe Zunge und ihre bissigen Kommentare bekannt, damals schon als Metzgers-Gattin „Else Strattmann“, später als Moderatorin bei der ZDF-Talkshow „Live aus der Alten Oper“ oder inzwischen als Gastgeberin ihrer eigenen Literatur-Sendung. Natürlich ließ sie sich auch als Buchautorin dazu hinreißen, ihrem Ruf nachzukommen. So schrieb sie unter anderem die Kurzgeschichte „Silberhochzeit“, auf der der gleichnamige Film von Matti Geschonneck basiert, der für die ARD produziert wurde. Mit Iris Berben, Matthias Habich, Corinna Harfouch, Axel Milberg, Ulrich Noethen und Gisela Schneeberger hochkarätig besetzt, um nur einige der Darsteller zu nennen. Alma und Ben feiern in dieser Geschichte ihre Silberhochzeit und laden zu diesem Fest ihre besten Freunde zum Abendessen ein. Je mehr Alkohol an diesem Abend konsumiert wird, umso offener werden die Gespräche, Unausgesprochenes wird beim Namen genannt und so verwundert es nicht, dass die perfekte Gastgeberin und Ehefrau eine Katastrophe auslöst. Hat ihre Ehe nur zufällig 25 Jahre lang gehalten?
„Silberhochzeit“, 2006 mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Regie ausgezeichnet, spielt ausschließlich in der Wohnung von Alma und Ben und beginnt kurz vor dem Festmahl. 90 Minuten lang verfolgt der Zuschauer die Konversationen am Tisch, wie sich die Freunde in Lager aufteilen, dann wieder versöhnen oder gänzlich zerstreiten. Die DVD bietet neben dem Film leider kaum Extras, so muss man sich mit Stereo-Ton, ein paar Darsteller-Infos und einer Trailershow begnügen. Ein Making-Of hätte dem Silberling sicherlich gut getan.
Wer bei „Silberhochzeit“ leichte Krawall-Unterhaltung vermutet, sollte besser die Finger davon lassen, denn dieser Streifen ist recht anspruchsvoll, geht unter die Haut und fesselt bis zum Ende in der Katastrophe. Der Film ist ein sehr gutes Beispiel dafür, welch herausragende Fernseh-Filme fernab unendlicher Explosionen und unwirklicher Plots gedreht und zu recht mit Auszeichnungen überhäuft werden. Anspruchsvolle Filmfans, verheiratet oder nicht, werden an „Silberhochzeit“ nicht vorbei kommen.

Pascal May