Was hat Roland Emmerich nur gegen New York? Erst läßt er die Metropole durch Außerirdische in "Independence Day" in Schutt und Asche legen. Danach läßt er die Riesenechse "Godzilla" im gleichnamigen Film durch die Stadt, die niemals schläft, stampfen, um noch mehr Verwüstung anzurichten. Jetzt läßt er die New Yorker und "ihre" Stadt in seinem neuesten Werk "The Day After Tomorrow" erst im Regen absaufen, um sie danach mit Schnee und Eis schock zu gefrieren. Doch etwas Hoffnung bleibt für die Stadt mit den zwei großen Buchstaben immer wieder - trotz allem.
Im Schottland des 21. Jahrhunderts langweilen sich zwei Mitarbeiter in einer Wetterstation, als plötzlich einer ihrer Informanten einen Temparaturabfall von 13 Grad im Atlantik vermeldet. Zeitgleich tagen die Regierungschefs in New Dehli in einer UNO-Klimakonferenz, um die Theorien des Klimathologen Jack Hall (Dennis Quaid) als nicht finanzierbares Hirngespinst abzutun.Nur Tage später vermelden weitere drei Informaten Temperaturveränderungen quer durch den Atlantik, als in Tokio plötzlich in einem Gewitter Handball-große Hagelkörner auf die belebten Straßen einstürzen und Passanten erschlagen. Zeitgleich peitschen vier Hurricanes über Los Angeles und hinterlassen schwere Stürme der Verwüstung.
Plötzlich scheinen sich die Theorien der weltweiten Klimaveränderung zu bestätigen, doch statt der angekündigten langsamen Veränderung in den kommenden 100 Jahren geschieht alles im Zeitraffer in nur wenigen Tagen. In England herrschen plötzlich -80 Grad, was dazu führt, dass selbst Hubschrauber, die die königliche Familie aus dem Schloss Balmoral in Sicherheit bringen sollen, vom Himmel fallen, weil erst der Sprit, dann der Rotor einfriert. Eine neue globale Eiszeit scheint begonnen zu haben, und das mitten in der zivilisierten Welt. Und ausgerechnet Hall's Sohn besucht zu diesem Zeitpunkt eine Schulveranstaltung im fernen Manhatten...
Der US-Präsident, der übrigens in diesem Film Al Gore sehr ähnlich sieht, beginnt nur zögerlich zu handeln, nachdem sein Vize tagelang scheinbar wichtigeres im Kopf hatte als die Klimaveränderung.
Bei der Musik zum Film hat Emmerich ganz auf das Talent des Österreichers Harals Kloser, der bereits die Musik zu "The 13th Floor" oder den "Comedian Harmonists" geschrieben hat, vertraut.Seine äußerst dynamische Musik wird durch ein sanftes Hauptthema, lyrische Melodien und ein zügiges Tempo geleitet. Kurzum: Es ist genau die Art Musik, die man bei einem Roland Emmerich-Film erwartet!
Der "Spielbergle von Ludwigsburg", wie Roland Emmerich spöttisch zu Beginn seiner Karriere genannt wurde, hat mit "The Day After Tomorrow" ein Meisterwerk abgeliefert, das er geschrieben, produziert und inszeniert hat und dabei hat er sich selbst übertroffen. Sehr spannend mit herausragenden Bildern erzählt, tricktechnisch perfekt aufbereitet, mit einer mitreissenden Musik untermalt und glänzend besetzt (Dennis Quaid in seiner mit Abstand besten Rolle) bietet der Film spannende und äußerst kurzweilige Unterhaltung. Emmerich hat das Thema Klimakatastrophe nicht einfach nur als tollen Effekt nutzen wollen, er hat auch eine Botschaft gegen die unbekümmerte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und dem Umgang mit der Natur in den Film eingebaut.
Wer sich in diesem Sommer nur einen Film ansieht, der kommt an diesem Werk bestimmt nicht vorbei. Eines ist jedoch sicher: Wer "The Day After Tomorrow" gesehen hat, wird in Zukunft Wettervorhersagen mit ganz anderen Augen sehen!
USA 2004, 125 min.
mit Jake Gyllenhall, Dennis Quaid
"The Day After Tomorrow" läuft weltweit in den Kinos.