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The Wave - Die Todeswelle

Wenn es um Filme geht, denkt man bei Skandinavien zunächst an spannende Krimis, die schnörkellos zum Punkt kommen, die Zuschauer mit ganz neuen Stories packen und ihre Fans begeistern. Dass in der nordeuropäischen Filmindustrie noch viel mehr steckt, zeigt unter anderem "The Wave - Die Todeswelle" in sehr eindrucksvoller Weise.

Der Geologe Kristian hat jahrelang nahe dem Geirangerfjord gearbeitet, und dabei die umliegenden Felsen beobachtet. Nun bereitet er sich zusammen mit seiner Familie, seiner Frau und seinen beiden Kindern, auf einen Umzug in die Stadt vor, wo er für eine Ölfirma arbeiten möchte. Ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag zeigen die Messgeräte im Erdrutsch-Frühwarnzentrum seltsame Werte an, die auf eine anstehende Katastrophe hinweisen. Wenn er mit seinen Vermutungen richtig liegen sollte, könnten die Gesteinsschichten des nahe gelegenen Berges Akerneset in Bewegung geraten sein. Droht nun wirklich ein Tsunami, was niemand richtig glauben mag, oder reagiert er über?
In der Nacht stürzen riesige Felsbrocken in den Fjord und ein gewaltiger Tsunami rollt auf den idyllischen Ferienort zu. Der große Alarm muss ausgelöst werden, denn sollte er recht haben, muss der kleine Ort innerhalb von nur zehn Minuten evakuiert sein, damit die dort lebenden Menschen überleben können.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und der norwegischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras bietet die Silberscheibe eine Behind The Scenes Featurette sowie verschiedene Making Ofs zu den visuellen Effekten.

Bisher wurden Weltuntergangs- und Katastrophenfilme von der US-amerikanischen Filmfabrik in Hollywood dominiert, wobei es immer um großes Tamtam und mindestens ebenso große Gefühle geht. Dagegen ist "The Wave - Die Todeswelle", der norwegische Beitrag für den diesjährigen Auslands-Oscar, wohltuend ruhiger und deutlich weniger pathetisch geraten.
Unaufgeregt wird die Geschichte um einen bevorstehenden Tsunami in der norwegischen Idylle erzählt, in deren Kulissen man auch problemlos eine Liebesschnulze drehen könnte. Eher sachlich wird die Situation in der Kleinstadt erzählt, und gerade weil man weiß, dass eine Katastrophe bevorsteht, ist die Spannung von Anfang an da und wird durch den kompletten Film hindurch getragen. Etwas, das man selten in anderen Filmen dieses Genres erlebt, und "The Wave - Die Todeswelle" zu einem besonderen Film-Juwel macht.

Die Hauptdarsteller spielen ihre Rollen, als kämen sie aus dem richtigen Leben und hätten nie etwas anderes gemacht, als in Norwegen als Geologen und Hoteliers zu arbeiten. So kann sich die Geschichte ohne gekünstelte Ablenkung entwickeln, der Fokus bleibt auf der Handlung.
Die Szenerie ist bewusst düster gehalten, was die Spannung noch zusätzlich erhöht.
Die Special Effects sind hervorragend gemacht, dominieren aber nicht den Film in der Art, dass die Handlung zur Nebensache geraten könnte, was diesen Film von Millionenschweren Großproduktionen aus den USA unterscheidet.

"The Wave - Die Todeswelle" ist ein rundum perfekt gemachter Film, der sich neben den Hollywood-Produktionen bestimmt nicht zu verstecken braucht, im Gegenteil. Dieser Film besticht durch ein stimmiges Drehbuch, in dem keine Handlung übertrieben wird, und beeindruckenden Schauspieler, von denen man gerne mehr sehen möchte.

Die Geschichte basiert auf den Ereignissen aus dem Jahr 1934, als ein Erdrutsch bei Tafjorden 40 Menschen durch eine enorme Flutwelle tötete, worauf gleich zu Beginn des Films verwiesen wird. Auch zum Schluss gibt es einen Hinweis auf mögliche Szenarien.

Bleibt zu hoffen, dass man diesen Film in Hollywood zu schätzen weiß, und dass "The Wave - Die Todeswelle" den Oscar gewinnt. Verdient hat er ihn auf jeden Fall!

Wer sich einen Katastrophenfilm ansehen möchte, der eine Geschichte erzäht, wie sie tatsächlich passieren könnte, und das ohne Pathos und Übertreibungen, dem sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt! Ganz großes, beeindruckendes europäisches Kino!

Pascal May