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Under The Skin

Nicht weniger als ein bahnbrechender Film sollte es sein, der die Erzählweise im Kino neu definieren würde. So diskutierten Kinogänger und Kritiker "Under The Skin", als er auf dem diesjährigen Filmfest München lief.

Bereits die ersten Bilder des britischen Films "Under The Skin" verstören den Zuschauer und die wirre, nervige Musik legt noch einen drauf. Immerhin ist Scarlett Johansson in der Rolle der Laura nackt zu sehen, wie sie ihr angezogenes selbst auszieht. In den ersten 14 Minuten wird überhaupt nicht geredet, und auch im weiteren Verlauf des Film wird kein großer Wert auf Text gelegt, was auch nicht nötig ist, weil Laura ständig in einem Kleinbus durch schottische Städte fährt, und dort hier und da einen Mann nach dem Weg fragt. Ist ihr einer sympatisch, nimmt sie ihn mit, beide ziehen sich in einem dunklen Raum ohne Kulissen aus und sie geht wieder, und dreht weiter ihre Runden im Kleinbus.
Szenenwechsel. An einem Strand erschlägt sie einen tschechischen Touristen mit einem Stein, nachdem der gerade einen Mann aus den Fluten gerettet hat. Weiter geht es im Kleinbus, dieses Mal aber mit dem Erschlagenen als Beifahrer. Am Strand wird ein schreiendes Kleinkind zurück gelassen.
Szenenwechsel. In einer Disco wird ein junger Mann angebaggert, beide ziehen sich wieder in einem dunklen Raum ohne Kulissen aus, der Mann versinkt in einer Flüssigkeit, und wieder geht es zurück auf die Straße.
Das geht so lange, bis Laura erste Zweifel überkommen, ob das alles, was sie tut, richtig ist.

Die BluRay von "Under The Skin" liegt in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1) vor. An Bonus-Material gibt es The Making of "Under the Skin" sowie die Featurettes "Scarlett Johansson" und "The Hidden Lense".

In eher dokumentarischen Bildern gehalten, ist "Under The Skin" ein typischer Festival-Kunst-Film, der auch nur in ener solchen Umgebung funktioniert. Vielleicht würden bewußtseinserweiternde Drogen helfen, diesen Film zu ertragen oder gar zu verstehen, sich für diesen Streifen zu begeistern ist ganz klar eine der größtmöglichen Herausforderungen in der Filmgeschichte. Hier hat sich der Regisseur Jonathan Glazer, dessen Film auf dem Roman "Die Weltenwandlerin" von Michel Farber basiert, künstlerisch selbst verwirklicht und reichlich ausgetobt, aber dabei ganz vergessen, an eine mögliche Zielgruppe zu denken. Diesen Film ertragen nur angstfreie Filmfreaks, die sich auch für weißes Rauschen oder das Testbild begeistern können. Alle anderen haben bestimmt mehr Spaß daran, sich mit dem Hammer auf den Daumen zu hauen. Da hilft es auch nichts, sexy Scarlett nackt zu sehen!

Pascal May