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Yesterday

Bisher war der mehrfachausgezeichnete britische Regisseur und Oscar-Preisträger Danny Boyle nicht gerade bekannt für romantische Komödienstoffe, Richard Curtis dagegen ist als Meister der RomCom als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur hinlänglich bekannt. Beide haben sich nun zusammengeschlossen, um eine irres Gedankenexperiment auf die große Leinwand zu bringen, und dabei herausgekommen ist der zauberhafte Streifen "Yesterday".

Der indisch-britische Singer-Songwriter Jack Malik arbeitet als Lagerist, doch seine Leidenschaft ist die Musik. Seine Managerin, die schöne Ellie, scheint die einzige zu sein, die an ihn glaubt, und die ihm unerschütterlich Auftritte besorgt, die entweder nur mäßig besucht sind oder die Zuhörer haben an seiner Musik einfach kein Interesse. Als er seine Musiker-Karriere schon an den Nagel hängen will, hat er nachts einen Unfall, als er mit seinem Fahrrad unterwegs ist und zeitgleich in der ganzen Welt der Strom ausfällt. In der Dunkelheit wird er von einem Bus angefahren und landet im Krankenhaus. Als er von seinen Freunden eine neue Gitarre geschenkt bekommt, möchte er ein herausragendes erstes Lied darauf spielen. Er entscheidet sich für "Yesterday" von den Beatles, doch außer ihm scheint niemand die Musik oder gar die Band zu kennen. In seinen Recherchen findet er heraus, dass die Beatler gänzlich unbekannt sind, und so wird er vom Geheimtipp zum Superstar. Nicht aber mit seinen Songs, die will weiterhin niemand hören, sondern mit den epischen Liedern der Beatles. So tritt er als Warm Up für Ed Sheeran auf und bekommt einen Multi-Millionen-Plattenvertrag in Los Angeles. Doch zwei Menschen scheinen sein Spiel zu durchschauen, zudem hat er Schwierigkeiten, sich an alle Texte zu erinnern.

Die Idee ist schon irre: die ganze Welt vergisst, dass es die Beatles und ihre Musik jemals gab, und nicht nur die verschwinden aus dem kollektiven Gedächtnis. Die besten und schönsten Songs der Welt leben ausgerechnet mit einem bisher unbekannten und erfolglosen Musiker wieder auf. Eine herrliche Idee, sehr feinfühlig, spritzig und mit vielen lustigen Momenten vom Meister der romantischen Komödie Richard Curtis im Drehbuch niedergeschrieben, und sehr leichtfüßig von Danny Boyle inszeniert.

Die bisher in Deutschland wenig bekannten Darsteller Himesh Patel und Lily James bilden eine sehr gelungene Besetzung und tragen den Film in hervorragender Weise. Patel nimmt man es jederzeit ab, wenn er die Verzweiflung, aber auch die Spielfreude von Jack darstellt, Lily als Ellie dagegen darf einfach nur schön sein, aber das mit einem bezaubernden Lächeln.

Sehr gelungen ist der recht große Beitrag von Ed Sheeran, der sich selbst spielt, und einsehen muss, dass er gegen die Musik der Beatles nicht ankommen kann. Ergänzt wird die Riege durch die US-amerikanische Komödiantin Kate McKinnon, die die kompromisslose und gierige Managerin Mandi mimt.

Interessanter Weise hat sich das Filmgespann Boyle/Curtis dazu entschieden, die Welt ohne die Beatles genau so aussehen zu lassen, wie sie zuvor auch schon war. Die Chance, die Einzigartigkeit der Musik der vier Jungs aus Liverpool herauszustellen, wurde damit verpasst. Natürlich wurden nur die bekanntesten Songs der Fab Four für den Film ausgewählt, die wohl jeder auf der Welt - ganz oder zumindest teilweise - mitsingen kann.
Doch gibt es auch in den Dialogen hervorragende Referenzen an diese einmaligen Songs, das es ein Fest ist, ihnen zu folgen.

Und auch sehr schön: Der Film ist komplett rauchfrei gehalten, und das mitten in der Welt der Musik!

"Yesterday" ist ein Feel-good-Movie, wie man ihn sich nur wünschen kann. Hier sollen keine tiefsinnigen Botschaften vermittelt werden, der Film möchte einfach nur unterhalten, und das tut er knapp zwei Stunden lang in allerbester Weise. Untermalt von den besten Songs der Beatles und von Jack neu interprätiert, macht der Film noch mehr Spaß als ohnehin, so dass sich die Kinogänger dabei erwischen werden, ein Lied der Fab Four fröhlich pfeifend das Kino zu verlassen.

Pascal May