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Miss Li - Tangerine Dream

Miss Li ist in Deutschland ein unbeschriebenes musikalisches Blatt? Nicht ganz. Die Schwedin, die in ihrer Heimat bereits ihr siebtes Album auf den Markt gebracht hat und mit bürgerlichem Namen Linda Carlsson heißt, begeistert auch hierzulande schon länger ihre Anhänger, wenn auch fast unbemerkt. Von ihr stammen Lieder, die in Fernseh-Serien wie „Desperate Housewives“, „Weeds“ oder „Grey’s Anatomy“, TV-Formaten wie „Germany’s Next Top-Model“ oder auch in Werbe-Clips von Apple und Volvo verwendet wurden. Auch bei Lena Meyer-Landruts CD „Stardust“ hat sie mitgemischt und mit ihr bei „ASAP“ im Duett gesungen. Dennoch steigt erst jetzt ihr Bekanntheitsgrad in Deutschland, nachdem ihr Song „Plastic Faces“ als musikalische Untermalung im „Promi-Big Brother“-Haus gespielt wird. Mit „Tangerine Dream“ kommt Miss Li’s sechstes Album als Premiere nun auch in Deutschland auf den Markt, das in ihrer schwedischen Heimat schon 2012 in den Regalen stand.

Zehn Lieder präsentiert Miss Li, auf dieser CD, aber so richtig auf eine Stil-Richtung lässt sich die 31jährige Sängerin und Pianistin nicht festlegen: Blues, Rockabillie, Jazz, Pop und Soul werden auf dem Album hin- und hergeworfen. Up-Tempo-Nummern („Respected Old Man“, "It Ain't Over", „My Heart Goes Boom“) wechseln sich mit Balladen („A Darker Side Of Me“) und swinging sixties Songs („Golden Retriever“) ab, bis am Ende „Clever Words“ fast schon hymnisch die Scheibe abschließt. Die erste Single-Auskopplung, „Plastic Faces“, ist herrlich durchgedreht und zuckersüß in musikalischer Tradition einer Katy Perry, Kate Nash oder der ebenfalls aus Schweden stammenden Lykke Li, das Video dazu erinnert dagegen eher an Björk oder Peter Gabriel.

„Tangerine Dream“ ist mit Sicherheit leichte Unterhaltung auf musikalisch hohem Niveau, bei der man sich mitunter eine etwas kräftigere Stimme wünscht. Wer Musik abseits des Mainstreams sucht, die richtig Spaß macht, ist mit Miss Li bestens beraten. So oder so lohnt es sich, der singenden Schwedin eine Chance zu geben und sich das gesamte Album, gespickt mit Musik-Einflüssen aus den 50er und 60er Jahren, mindestens einmal anzuhören. Live zu erleben ist Miss Li während ihrer Deutschland-Tour im November diesen Jahres. Groovy, baby!

Pascal May