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Der Grillende Killer

Kommissar Wu aus Taipeh hat noch zwölf Tage Dienst bis zu seiner wohlverdienten Pensionierung. Just in dem Moment muss er sich mit einem angeblichen Suizid eines Marineoffiziers befassen. In den Augen von Wu deutet eher alles auf Mord hin, doch seitens des Militärs sind keine Ermittlungen wie auch bohrende Fragen erwünscht. Das ändert sich auch nicht, als kurz darauf ein weiterer hochrangiger taiwanesischer Würdenträger im weit entfernten Rom zu Tode kommt.
In Europa, genauer gesagt in Italien, wird währenddessen eine Schläferzelle aktiviert. Alexander (Alex) Li, ein junger taiwanesischer Scharfschütze, erhält den Auftrag, einen hochrangigen taiwanesischen Regierungsberater in Rom zu ermorden. In Manarola, Italien, arbeitete er bis zu seiner Reaktivierung als Koch, doch als Ex-Marinesoldat und ehemaliger Angehöriger der französischen Fremdenlegion verfügt er über die bestmögliche Ausbildung für diesen Auftrag. Nach getaner Arbeit freut sich Alex über seinen reibungslos erledigten Job und will nun wieder zu seinem Asia-Imbiss zurückkehren. Hier wird schließlich der beste gebratene Reis in ganz Italien serviert. Doch daraus wird nichts. Urplötzlich ist er selbst ein Gejagter und bei seiner halsbrecherischen Flucht quer durch Europa ist er oft nur wenige Schritte vor seinen alten Waffenbrüdern. Zurück in Taiwan wird er mit alten Lügen mehr als einmal konfrontiert. Er kehrt zurück zu seinen eigenen militärischen Anfängen und einem Pflegeheim mit einem wohlwollenden „Onkel“, der Kriegswaisen zum Dienst für ihr Land ausbildete.
Wu rennt gegen die Zeit an bei der Lösung der Frage, wer die Marineoffiziere in Taiwan getötet und wer die Morde in Rom angeordnet hat. Sein Ziel ist es, diesen verworrenen Fall mit all seinen Eskalationen noch vor seiner Pensionierung zu lösen.

Chang Kuo-Li, 1955 geboren, hat als ehemaliger Chefredakteur der China Times Weekly zahlreiche Preise für sein Schreiben gewonnen. Als Militärexperte, Historiker, Sportfan, Food Kritiker, aber auch als Dichter, Dramatiker und Romanautor glänzt er durch seine Vielseitigkeit. Inklusive „Italy in one Bite“ und „The jobless Detective“ hat er mehr als dreißig Bücher veröffentlicht. Er lebt in Taiwan.

Chang Kuo-Li hat, basierend auf einem realen Mord- und Korruptionsskandal im taiwanischen Militär der neunziger Jahre, einen sehr spannenden Thriller konzipiert und geschrieben. Eindeutig ist seine große Expertise sowohl im Militär wie auch im Bereich der Scharfschützenausbildung erkenn- und lesbar. Idealerweise hat er gleich am Anfang seine handelnden Personen in vier Kategorien aufgeteilt und kurz beschrieben. So ist es problemlos möglich, falls man doch einmal hinsichtlich der Zuordnung der chinesischen Namen ins Grübeln kommt, jederzeit den Überblick zu bewahren. Sechsundzwanzig Kapitel mit zwei Haupthandlungssträngen fesseln den Leser, dazwischen immer wieder Elemente von schwarzem Humor eingeflochten, und mit einem kurzen und heftigen Showdown sind die 320 Seiten gelesen, und der Hunger nach möglichen neuen Einsätzen geweckt.

Michael Müller