Nach einem gerade erfolgreich abgeschlossenen Fall auf Sanibel Island, Florida, sitzen drei Personen in einer luxuriösen Helikopterkabine. Ein Mann mit zerrissenen Jeans und Karohemd, eine junge Frau in Bluse und weißem Faltenrock mit Sonnenhut und dunkler Sonnenbrille sowie in einem streng geschnittenen Anzug eine geisterhaft wirkende Gestalt, die mit silberblauen Augen aus dem Kabinenfenster starrt. Im grellen Sonnenschein trotz getönter Scheiben gleicht sein hellblondes Haar eher dem Schimmer eines Schneeleopardenpelzes. Das kann nur einer sein, Special Agent Aloysius X. L. Pendergast vom Federal Bureau of Investigation. Bei ihm im Helikopter sitzen auch noch sein Mündel Constance Greene und sein Partner Special Agent Armstrong Coldmoon. In der Kabine, in der kaum gesprochen wird, herrscht eine Atmosphäre des Abschlusses, und dass es an der Zeit war, das Leben wieder aufzunehmen. Doch während des Fluges kommt es zu einer Kursänderung. Im Süden der USA tauchen in den Straßen von Savannah im Bundesstaat Georgia Leichen auf, die komplett blutleer sind. Und schon taucht eine vermeintlich alte Legende vom „Vampir von Savannah“ auf. Ist das wirklich der Mörder? Kein Wunder, dass entgegen deren Planung Agent Pendergast und sein Partner Agent Coldmoon mit diesem bizarren Fall betraut werden. Schon bald erkennen sie, dass es einen Zusammenhang aus dem Jahr 1971 mit einer nie aufgeklärten Flugzeugentführung gibt. Dass hinter diesen beiden Fällen etwas steckt, welches unfassbar viel böser ist als der vermeintliche Vampir, ahnen weder Pendergast noch Coldmoon. Damit verbunden ist auch der Umstand, dass die beiden FBI Agenten bald nicht mehr sicher sind, ob sie noch Jäger oder eigentlich die Gejagten sind.
Douglas Preston, 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren, verfasste Sachbücher und arbeitete am Naturhistorischen Museum in New York. Hier lernte er auch den Lektor Lincoln Child kennen. 1995 schrieben sie gemeinsam den Wissenschaftsthriller „Relic“, der auf Anhieb ein internationaler Bestseller und in Hollywood verfilmt wurde. Damit wurde auch die Figur des ebenso einzigartigen wie charismatischen Special Agent Aloysius Pendergast geschaffen und weltberühmt.
„Bloodless – Grab des Verderbens" ist bereits der zwanzigste Fall um den Special Agent Pendergast.
Obwohl es tatsächlich nun schon in so vielen Büchern seine Einsätze bewältigt hat, fasziniert er nach wie vor. Von Beginn an wieder spannend inszeniert, wächst über die 80 Kapitel ein Szenario an, das sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. Lange Zeit stochert der Leser in einem Wirrwarr aus verschiedenen Lösungsansätzen herum, ehe es dann fulminant in den altbewährten, aber immer wieder aufs Neue fesselnden Showdown geht. Für mich, ohne spoilern zu wollen, ist der fiktionale Ansatz doch etwas gewöhnungsbedürftig gewesen, da ich ihn so nicht erwartet hatte, allerdings durchwegs logisch aufgebaut und sinnhaft untermauert. Interessant finde ich besonders die im finalen Teil stattfindende Schilderung der Story, die immer wieder erneut aus dem Blickwinkel eines jeden Protagonisten abläuft, ehe alles im großen Finale mündet. Hier vereint sich deshalb auch wieder alles und zum Schluss macht auch diese Geschichte, natürlich mit dem schon aufkeimenden Suchtfaktor, wie es denn weitergehen könnte, wieder Sinn.
In der Gesamtbetrachtung ist "Bloodless - Grab des Verderbens" in meinen Augen wieder ein gelungener Fall mit eindeutiger Leseempfehlung. Noch bin ich nicht satt und warte daher gemeinsam mit der großen Fangemeinde auf den hoffentlich bald folgenden nächsten Einsatz meines Spezialagenten.
432 Seiten, Knaur Hardcover Verlag, 20,00 Euro