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Die Schanze

Es ist Nacht in einem Dorf in den Bergen. Einzig die beleuchtete Skischanze ist zu sehen und ragt empor. Ein Mann wird mit einem elektrischen Viehtreiber zu dieser Schanze getrieben. Am höchsten Punkt auf der Schanze wird er mit einem Seil um den Hals von seinem Peiniger hinabgestoßen.

Nach der Trennung von Christoph bricht die junge Ärztin Ellen Roth ihre Zelte in Hamburg ab und kehrt wieder an den Ort ihrer Kindheit am Rande der Alpen zurück. Ihre Schwester Saskia hat sie überredet, die alte Arztpraxis von Dr. Schwarz zu übernehmen. Zur geplanten und abgesprochenen Übergabe erscheint Dr. Schwarz nicht, was anhand des heruntergekommenen Inventars wie auch des Hauses nicht sonderlich verwundert. Um einen klaren Kopf zu bekommen, geht sie erst einmal eine Runde joggen. Als sie an der Schanze vorbeikommt, trifft sie auf zwei Männer, die ihr wie selbstverständlich ein Fernglas reichen. Nachdem sie den Toten dort hängen sieht, erstarrt sie in Panik, denn sie kennt das Opfer. Vor vielen Jahren ist sie nach einem schrecklichen Verbrechen aus ihrem Dorf geflohen. Diese alte Wunde wird durch den grausamen Fund erneut aufgerissen. Kann es ein Zufall sein, dass der Mord gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt, geschehen ist? Wie lange wird es dauern, bis jemand erkennt, dass eigentlich Ellen das stärkste Motiv dafür hat? Jahrelang hatte sie sich vor diesem Moment gefürchtet. Aber dieses Mal würde sie nicht weglaufen, sondern sich allem stellen und ihre Angst überwinden. Was sie nach all den Jahren brauchte, war ein Ende mit der Vergangenheit.

Lars Lenz ist 1972 in Bremen geboren. Er hat Geografie, Stadtplanung und Politik studiert und arbeitet als Journalist. Bisher hat er einen Roman und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, für die er unter anderem beim Schreibwettbewerb des Literaturhauses Zürich ausgezeichnet wurde. Lars Lenz lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Hannover.
„Die Schanze“ ist sein erster Thriller.

Nach einem krachenden Prolog schickt Lars Menz sein Lesepublikum zunächst auf eine Reise mit einer ordentlichen Anzahl von Protagonisten, wobei Ellen die Hauptrolle übernimmt. Die Erzählung lebt von den verschiedenen, teils sehr unterschiedlichen Charakteren und den damit verbundenen Handlungsmechanismen. Stück für Stück gibt er Details aus der Vergangenheit der einzelnen Akteure preis, und führt den Leser so geschickt durch die angenehm zu lesenden Kapitel. Damit gelingt es ihm immer wieder, den Spannungsbogen nicht abflachen zu lassen, und so arbeitet man sich mühelos an das Ende der 52 Kapitel vor.

Zum düsteren Setting tragen maßgeblich die Lage des Dorfes in den Bergen, aber auch die Jahreszeit, wie auch die Reserviertheit der Dorfbewohner bei. Zum Ende hin nochmals Spannung pur und der Showdown ist erneut richtig dramatisch.

Für mich nicht unbedingt ein Thriller im klassischen Sinne, sondern eher ein Spannungsroman mit zusätzlich starken dramaturgischen Elementen, die diesen Roman insbesondere zu einem sehr lesenswerten Werk machen.
Ich kann dieses Buch daher vor allem denjenigen empfehlen, die eher mal etwas Alternatives zum klassischen Thriller lesen möchten.

Michael Müller
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