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Echokammer

Die Parlamentswahlen in Norwegen stehen an, in dreißig Tagen wird gewählt, und Jens Meidell, der für die Arbeiterpartei um die stellvertretende Vorsitzende Christina Nielsen für den Wahlkampf aktiv tätig ist, ist voll eingespannt. Die Arbeiterpartei ist die Partei, in der schon seine Mutter Ingrid die Vorsitzende war und für ihren Beruf gelebt hat. Sie konnte es früher nicht verstehen, dass ihr Sohn Sven als Jurist bei der Polizei arbeiten will, denn in ihrer Familie schuf man die Gesetze und man führte sie nicht aus.
Es war Anfang August, ein heißer Tag, als Liselott zu einem Autounfall gerufen wird, der Verletzte ist im Auto eingeklemmt und sie musste ihn vorsichtig bergen. Er ist noch am Leben und wird sofort ins nächste Krankenhaus gebracht. Aber irgendetwas ist komisch, denn die Kennzeichen am Fahrzeug sind gestohlen und der Verletzte hat nur einen Rucksack mit den Initialien Heike d.K. dabei. Es stellt sich heraus, dass es sich um Heike de Klerk handelt und der Verletzte ihr Lebensgefährte Faroukh Karg sein könnte. Die beiden leben auf einem abgelegenen Hof in dieser einsamen Gegend. Doch kommt bald heraus, dass der Verletzte nicht Faroukh ist, sondern ein Mann, der einer Terrorzelle angehört.
Liselott wird von ihrem Chef ins Büro zitiert, da dort der Chef der Antiterroreinheit PSC, Theobal Polka, mit ihnen sprechen will. Denn bei den Sachen, die im Wagen des Verunglückten gefunden wurde, waren Schalen dabei, keine Nussschalen, sondern Schalen der Castorbohnen. Castorbohnen sind der Rohstorf, der zur Herstellung von Rizin, ein sehr tödliches Gift, verwendet wird. Der Chef der PST hat eine Journalistin ausfindig gemacht, die im Kontakt mit Faroukh stand. Die beiden arbeiteten zusammen, denn Faroukh war für die Fotos zuständig und die Journalistin lieferte den Text dazu. Diese sagte, dass sie Faroukh zu einem stillgelegten Kraftwerk schickte, um dort Fotos zu machen, weil sie dahinter eine Terrorzelle vermutete. Seit dem wird er vermisst. Liselott fährt mit einer Polizei-Einheit zu diesem Kraftwerk und macht eine entsetzliche Entdeckung, und allen wird sehr schnell klar, dass Norwegen Gefahr läuft, einem Terroranschlag mit ungeheuerlichem Ausmaß ausgeliefert zu sein. Liselott sieht nur einen Weg, Licht in dieses Dunkel zu bringen, wenn Sie mit Martin zusammen arbeiten kann, der er ist ein anerkannter Terrorismus-Experte. Doch Martin ist nicht mehr im Polizeidienst, da er alkoholkrank ist. Aber seine Expertise wird dringend benötigt, und so ist es unausweichlich, Kontakt zu Martin aufzunehmen.
Zeitgleich ist der Wahlkampf in vollem Gange und Jens Meidell, der immer loyal in und zu seiner Partei war, zweifelt gerade, denn jeder will ihn an der Parteispitze sehen. Er ist sich seines Einflusses unsicher und er will auch an Liv, seine Tochter, denken, die ihn noch braucht. Der Wahlkampf wird immer intensiver, je näher die Parlamentswahlen rücken, und auch hinterhältiger, wie so manch Beteiligter erfahren muss.

Ingar Johnsrud wurde 1974 geboren, studierte nach dem Abitur Film- und Medienwissenschaften und war lange Jahre als Journalist tätig. Er ist mittlerweile ein sehr erfolgreicher Spannungsautor, der auch schon viele Preise gewonnen hat. Mit seinem Thrillerdebüt „Der Hirte“ gelang ihm ein internationaler Erfolg. Die neue Trilogie um Liselott und Martin wurde in Norwegen bereits groß gefeiert und Ingar hat dafür schon den „Sølvkniven“-Krimipreis erhalten.

Es ist schon eine sehr komplexe Geschichte, die in „Echokammer“ erzählt wird, und dennoch lässt sie sich gut lesen. Beim Auftakt dieser neuen Thriller-Trilogie ist einiges für den Leser geboten, vor allem die verschiedenen Sichtweisen, aus denen erzählt wird. Sehr spannend sind für mich der Blick hinter die Kulissen eines großen Wahlkampfs und die damit verbundenen Intrigen, aber auch wie versucht wird, Norwegen vor einem Terrorgangriff zu schützen. Nachdem man mit der Erzählweise klar kommt, steigt die Spannung immer mehr, so dass man gar nicht aufhören möchte, „Echokammer“ weiter zu lesen. Durch die verschiedenen Plots musste ich wissen, ob Norwegen bei den Wahlen wie auch vor einem Terrorangriff bewahrt werden kann. Dabei musste ich aber auch feststellen, wie erschreckend aktuell die beschriebenen Themen sind, und welche Parallelen bei den jüngsten Wahlen in den USA und in Deutschland zu erkennen sind, was die ganze Geschichte nur noch spannender macht.
„Echokammer“ macht einfach riesig Spaß beim Lesen und daher freue ich mich schon jetzt auf die beiden Fortsetzungen dieser Trilogie! Ein skandinavischer Thriller vom Feinsten!

Gudrun Loher
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