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Elternabend

Kein Thriller (Auch wenn der Titel nach Horror klingt)

Ein schwerer Schicksalsschlag hat Sascha Nebel ereilt: Seine Tochter lebt nicht mehr. Daran ging auch seine Ehe kaputt und seither wünschte er sich nichts sehnlicher, als selbst zu sterben. Doch immer kommt etwas dazwischen. Sein Plan dieses Mal ist, einen SUV zu stehlen und sich damit das Leben zu nehmen. Aber er hat sich zur falschen Zeit am falschen Ort das falsche Auto für einen Diebstahl ausgesucht. Denn kaum hat er den SUV seiner Wahl gestartet, zieht eine Horde von demonstrierenden Klimaaktivisten vorbei, allen voran eine junge Frau, die die Luxuskarosse mit einem Baseballschläger demoliert. Als die Polizei erscheint, ergreifen Sascha und die Unbekannte Sachbeschädigerin die Flucht und steigen in einen Bus, ohne zu wissen wo die Reise hingeht. Der Reisebus ist auf dem Weg zu einem Elternabend einer fünften Klasse. Um die Nacht nicht auf dem Revier zu verbringen, bleibt ihnen jetzt nur, in die Rollen von Christin und Lutz Schmolke zu schlüpfen, den Eltern des elfjährigen Hector, die bislang jede Schulveranstaltung versäumten. Gerade dieses neue Kind Hector ist der Anlass und das Hauptproblem, warum dieser Elternabend überhaupt stattfindet. Und es sollte auf einmal ihr kleinstes Problem werden.

Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor. Seine Bücher wurden weltweit 15 Millionen Mal verkauft und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Sebastian Fitzek lebt in Berlin, er wurde als erster deutscher Autor mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet.

Für mich ist "Elternabend" der erste Roman dieser Art von Sebastian Fitzek. Bin dennoch positiv überrascht, da man bei dem Autor eigentlich ja immer einen neuen Thriller, eher ohne komödiantische Schmunzeleffekte, dafür mit viel Blut und Leid, erwartet. Es ist eine etwas absurde Geschichte, durchaus etwas überzogen, aber sehr unterhaltsam, und die kurzen Kapitel sind angenehm zu lesen. Auf so eine Story muss man erst einmal kommen, wenn da zwei wildfremde Menschen, die sich überhaupt nicht kennen, sich als Vater und Mutter eines ihnen völlig unbekannten Kindes ausgeben müssen, der in der Schule für Unruhe und Aufregung sorgt. Sehr geschickt wird auch ein sehr heikles Thema im Buch angesprochen, nämlich der Suizid. Aber zugleich wird dementsprechende Hilfe mit Telefonnummer und anderer Hilfe angeboten, also super gelöst und ein mehr als respektabler Umgang mit diesem Thema.

"Elternabend" kann man uneingeschränkt auf jeden Fall empfehlen, auch wenn dieser Roman kein Fitzek-Thriller im eigentlichen Sinne ist. Einfach vom ursprünglichen Erwartungs- wie auch Handlungsmodus lösen und diese Seite von ihm annehmen und genießen.
Eine Komödie mit Herz, Tiefgang und viel Gruppendynamik. Mal sehen was als Nächstes von Sebastian Fitzek auf den Markt kommt, ob Thriller oder Komödie, egal ich freue mich jetzt schon darauf.

Andrea Müller
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