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Muttertag

Der 84-jährige Theodor Reifenrath wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Es entsteht der Eindruck, dass Herr Reifenrath, der nach dem Tode seiner Frau sehr einsam und zurückgezogen lebte, einfach nur friedlich eingeschlafen ist. Sein Wohnhaus befindet sich auf dem Gelände der stillgelegten Fabrik, in der er einmal der Betreiber war. Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef, Oliver von Bodenstein, machen auf dem Grundstück zudem eine ungewöhnliche Entdeckung. Sie finden in einem nahegelegenen Hundezwinger einen fast verhungerten Hund und verstreute menschliche Knochenreste. Die Spurensicherung findet daraufhin unter dem Betonfundament noch mehr Knochen und Tote auf dem Grundstück, die anscheinend von verschiedenen Personen stammen. Im Dorf kann sich niemand vorstellen, dass Herr Reifenrath ein Serienkiller gewesen sein soll. Seine Frau Rita verschwand zwar vor zwanzig Jahren auf mysteriöse Weise, aber die Reifenraths hatten in ihrem Leben immer Pflegekinder zu sich aufgenommen und ihnen ein angenehmes Zuhause geschenkt. Bei ihren Ermittlungen stoßen Pia Sander und ihr Chef dennoch auf ein dunkles Kapitel in der Vergangenheit der Reifenraths. Ein Nachbarskind soll in einem Teich ertrunken sein, Kinder, die vom Jugendamt aus der Familie zurückgeholt wurden, eine leibliche Tochter, die an einer Überdosis starb, und zuletzt der mysteriöse Selbstmordtod von Rita Reifenrath. Der Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige Opfer anhand der Knochen aus dem Hundezwinger identifizieren, die schon vor Jahren ermordet wurden. Hierbei handelte es sich nur um Frauen. Das seltsame ist, dass alle Frauen an einem Sonntag im Mai verschwunden sind. Bald ist Anfang Mai und Pia ist überzeugt davon, dass der Mörder noch frei herumläuft. Die Zeit drängt und erneut ist eine Frau verschwunden. Wird es Pia und ihrem Team gelingen den Mörder rechtzeitig zu finden, bevor wieder ein Mord passiert?

Nele Neuhaus, geboren im westfälischen Münster, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman “Schneewittchen muss sterben“ brachte ihr den großen Durchbruch. Heute ist sie die erfolgreichste Krimiautorin Deutschlands, zahlreiche ihrer Bücher wurden auch schon für das Fernsehen verfilmt. Außerdem schreibt die passionierte Reiterin unter ihrem Mädchennamen, Nele Löwenberg, Romane sowie Pferde-Jugendbücher, denn die Autorin ist leidenschaftliche Pferdeliebhaberin, Reiterin und Züchterin. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern und verkauften sich bis Mitte 2016 allein in Deutschland über 10 Millionen Mal. Vom Polizeipräsident Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt. Sie lebt mit ihrem Ehemann und Australian Cattle Dog Aki im Vordertaunus.

Die Bücher von Nele Neuhaus lese ich sehr gerne, da man von ihr niemals enttäuscht wird. Was sie schreibt hat Hand und Fuß. Ihre Charaktere sind natürlich, normal und überaus treffend gut beschrieben. So ist auch dieser Kriminalroman wiederum sehr gut gelungen. Logischerweise baut sich im Buch immer mehr Spannung auf und zieht den Leser von Seite zu Seite mehr in seinen Bann. Unterhaltsam in etwas längeren, aber nicht überlangen Kapiteln, schafft es Nele Neuhaus immer wieder, eine düstere Atmosphäre zu kreieren und schreckt auch nicht davor zurück, grausame Einzelheiten der Morde detailliert zu beschreiben, was dem Leser des Öfteren eine Gänsehaut beschert. Zwischendurch gibt es Kapitel, die aus Sicht des Serienmörders beschrieben werden, der gerade seine nächste Tat vorbereitet und die zwei Handlungsstränge werden perfekt miteinander verknüpft und zusammengeführt.

"Muttertag" ist eine sehr berührende Geschichte, grandios erzählt, in der der Leser eine sehr lange Zeit im Unklaren gelassen wird, wer als Täter in Frage kommen könnte. Hat man einen Verdacht, wird man ganz gekonnt auf eine andere Spur gebracht und tappt so des Öfteren im Dunkeln.

Insgesamt ist "Muttertag" ein spannender Krimi mit überraschendem Ende, der trotz seines beachtlichen Umfangs von 560 Seiten zu keiner Zeit irgendwelche Längen hatte. „Muttertag“ bekommt eine klare Leseempfehlung von mir sowohl für Fans der Autorin als auch für Einsteiger, die auf der Suche nach einer spannenden Lektüre sind.

Ergänzend möchte ich noch anmerken, dass der Verlag im Sinne der Umwelt darauf verzichtet hat, das Buch in Folie einzuschweißen. Tolle Idee, bitte mehr davon!

Andrea Müller
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