Damit hat Elenor nun wirklich nicht gerechnet: „Ich habe eine Affäre“, gestand der Mann, den sie bereits vor 22 Jahren in einem gerüschten, eierschalenfarbigen Kleid, das noch dazu seine Mutter ausgesucht hatte, ewige Treue schwur. Nach dieser Ansage richtete sich Paul sein nackenfreundliches Kissen zurecht und gönnte sich noch ein paar Minuten im gemütlichen Bett, so als wäre nichts Besonderes gewesen. Als Firmenchef hatte er keine festen Arbeitszeiten und somit keinen Stress am Morgen. Elenor indes glaubte, sich verhört zu haben. Sie wartete auf eine weitere Erklärung, aber die blieb aus. „Na, dann ist sie bestimmt 25 Jahre jünger als ich, natürlich blond, trägt Kleidergröße 34 und hat Körbchengröße D?“, versuchte Elenor das Spielchen mitzuspielen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass es Paul mit dieser Sache ernst meinte. Elenor lag mit ihrer Schätzung durchaus gar nicht so schlecht, was ihr aber völlig den Boden unter ihren Füßen wegzog, obwohl sie ja eigentlich noch im gemeinsamen Bett war. Ist es also wirklich wahr? Er hat eine Freundin im Alter von 24 Jahren, ihr gemeinsamer Sohn Elias war gerade mal 22 Jahre alt. “Aber das ist doch nur eine Affäre, für unsere Beziehung bedeutet das eigentlich gar nichts“, gab Paul zur Antwort. Also doch. Elenor kann es einfach immer noch nicht glauben. Von einer Minute auf die andere bricht ihre wunderbare Welt zusammen. Sie muss erkennen, dass sich alle ihre Wünsche und sie selbst in all den vergangenen Jahren zwischen Kindererziehung und dem üblichen Haushalt verloren hatten. Ihre beste Freundin rät ihr, bei Paul zu ihrer eigenen finanziellen Sicherheit zu bleiben. Wo sollte sie denn auch hin, ohne Job und Berufsabschluss? Aber Elenors Enttäuschung wandelt sich zum Kampfgeist. Erst plündert sie das gemeinsame Girokonto, wirft ihren „Göttergatten“ aus dem Haus und reicht die Scheidung ein. Sie ist nicht nur sauer, sondern auch sehr listig. Da kommt die Gelegenheit, ihr abgebrochenes Architekturstudium fortzusetzen, und dazu noch in einer Münchner WG zu wohnen, gerade richtig. Elenor greift zu und das führt zu ungeahnten Folgen.
Die Autorin Christiane Ziegler ist in Garmisch-Partenkirchen geboren und aufgewachsen. Sie studierte Restaurierungswissenschaften und arbeitete in unterschiedlichen Museen. Mit ihrer Familie lebt sie in der Nähe von München. Am liebsten ist sie jedoch unterwegs, wo sie Menschen, Dingen, Tieren, Kunst und Krempel zuhört. All dieses und was jeder erzählt ist der Grundstock für ihre entstehenden Geschichten. „Sauer macht listig“ ist ihr erster Roman im Hause Knaur.
Dies ist ein absolut gelungener Debüt-Roman, sehr unterhaltsam, vor allem natürlich von einer Frau für uns Frauen in bester Manier geschrieben. Die Sommerlektüre für jeglichen Urlaub schlecht hin, egal ob zuhause, am Baggersee oder doch an einem Urlaubsort, schön gespickt mit Humor und sehr originell erzählt. Ein Thema, wovor viele sicherlich auch etwas Angst haben und befürchten, dass es mal auf sie selbst zutreffen könnte. Ein damit immer wieder aufs Neue sehr aktuelles Thema, schön verpackt, charmant amüsant und doch auch realitätsnah erzählt, das sich mit einem Gläschen Prosecco in der Hand zum Genießen bestens eignet.
Nach diesem Roman warte ich jetzt schon gespannt und gerne auf noch auf weitere, unterhaltsame Geschichte der Autorin.
320 Seiten, Knaur Taschenbuch Verlag, 10,99 Euro