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Bayern - sagenhaft

Joseph Vilsmaier ist Regisseur, Kameramann und Musiker, vor allem aber Bayer durch und durch. Ein echtes Münchner Kindl. Bisher hat er vor allem durch seine historischen Filme, die meist rund um die Zeit des Zweiten Weltkriegs gespielt haben, Bekanntheit erlangt. Nun hat er mit "Bayern - sagenhaft" den zweiten Liebesfilm über sein Heimatland Bayern erstellt.

Nachdem er für "Bavaria - Traumreise durch Bayern" mit dem Hubschrauber seine bayerische Heimat überflogen und in herrlichen Bildern eingefangen hat, geht es in "Bayern - sagenhaft" ähnlich weiter. Dieses Mal reicht es nicht aus, das Land der Bayern nur von oben zu zeigen und zu kommentieren, nun hat er sich mit der Kabarettistin und Schauspielerin Monika Gruber urbayerische Verstärkung geholt. Die soll am Boden erklären, was Vilsmaier sonst nur von oben gezeigt hat.

War der Ausflug in seinem ersten Bayern-Film noch sehr oberbayernlastig, kommen nun auch die anderen Regierungsbezirke stärker zur Geltung. So reisen Vilsmaier und Gruber nicht nur durch und über Franken, Oberpfalz, Schwaben, Niederbayern und Oberbayern sondern auch durch den bayerischen Kalender. Dabei beginnen sie mit dem Neujahrsschießen in Berchtesgaden und zeigen und erklären bayrischen Feste und Bräuche, die auf den unterschiedlichsten heidnischen Sagen, christlichen Legenden und historischen Ereignissen beruhen. Dabei sind die Ritterspiele in Kaltenberg ebenso zu sehen wie verschiedene Volksfeste und weltberühmte Orte wie das Schloss Neuschwanstein, die Würzburger Residenz, Klein-Venedig in Bamberg oder die bayerische Landeshauptstadt in allen Facetten. Natürlich dürfen auch der FC Bayern München oder Teile der bayerischen Wirtschaft dabei nicht fehlen.

Die musikalische Untermalung stammt, wie schon im Vorgängerfilm, von Handling, einem schrägen niederbayerischen Musiker, der den Namen seines Heimatdorfes angenommen hat. Dessen Musik ist klar als bayerisch minimalistisch anzusehen.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.

"Bayern - sagenhaft" bietet genau das, was es verspricht: Bayern. Und das in Höhe, Länge und Breite. Vilsmaier macht in seinen Kommentaren vor allem klar, dass es nichts Schöneres und keinen lebenswerteren Platz auf der Welt gibt als sein geliebtes Bayern. Das typische "Mia san mia"-Gefühl kommt an jeder Stelle knüppeldick, dass es mitunter schwer zu ertragen ist.

Dass es sich hier um einen Werbefilm für das ehemalige Königreich handelt, wird vor allem durch die sehr präsente Einblendung diverser bayerischer Marken deutlich, teilweise werden Firmenlogos zusätzlich eingeblendet und lässt Firmenrepräsentanten reden, wo es überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Damit wird nicht ganz klar, wieso bei all dem Sponsoring und penetranten Product Placement eine Bezuschussung des Streifens, der dadurch mehr den Charakter eines Werbe- denn eines Liebesfilms erhält, durch die bayerische Filmförderung notwendig war.

Hatte sich Joseph Vilsmaier in "Bavaria" noch mehr zurückgehalten, schießt er mit dem bayerischen Pathos nur so um sich. Die eingebauten Sketche mit Monika Gruber wären absolut entbehrlich gewesen und bieten keinerlei Mehrwert, witzig sind sie ohnehin nicht. Damit haben sich beide unter Wert verkauft.

Eines bietet "Bayern - sagenhaft" aber ganz bestimmt: herrliche Bilder aus dem Freistaat mit einer emotionalen Wucht, wie man sie nur selten zu sehen bekommt, und einen guten Überblick über Geschichte und Rituale eines besonderen deutschen Bundeslandes.

Natürlich gibt es auch Probleme im Freistaat, auch wenn das die Bayern nie zugeben würden, weil sie sich dort nahe dem Paradies fühlen. Joseph Vilsmaier sagt dazu, „in den 90 Minuten ‚Bayern – Sagenhaft’ soll man sich einfach nur zurücklehnen und Spaß an der Freud haben.“
Bayerische Lebensart eben.

Pascal May