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Borderlands

In den letzten Jahren wurde es immer mehr zum Trend, dass Videospiele den Weg auf die „große Leinwand“ schaffen – sei es als Goodie für die Fans der Spiele oder um den Content für die breite Masse zugänglich zu machen. Nach „The last of us“ und „Fallout“ versucht nun auch “Borderlands“ diesen Sprung zu meistern.

Und ich muss sagen das Wort „versucht“ ist hier das Entscheidende. Denn leider lässt diese Verfilmung zu wünschen übrig und erfüllt die Erwartungen nicht ganz.

Doch zuerst zur Story:

Lilith (Cate Blanchett) ist als Kopfgeldjägerin bekannt. So bekommt sie von Deukalian Atlas (Édgar Ramírez) den Auftrag, dessen Tochter Tina (Ariana Greenblatt) zu finden. Die Suche gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn Tina wurde inzwischen von Roland (Kevin Hart) entführt und versteckt sich gemeinsam mit diesem und dem Psycho Krieg (Florian Munteanu) auf Pandora. Widerwillig begibt sich Lilith auf den Planeten, um die Flüchtigen ausfindig zu machen. Auf ihrem Weg trifft sie auf Claptrap (Jack Black), der sich zu ihrem Wegbegleiter erklärt. Wenig später begegnen sich Lilith und Tina. Es kommt zu einem kurzen Kampf, bei dem Lilith Tina überzeugen will, mit ihr zu kommen. Doch keine von beiden geht hier als Siegerin hervor, da sie letzten Endes von Commander Knoxx (Janina Gavankar) von der Crimson Lance, der Armee von Atlas, angegriffen werden. Gemeinsam mit Tina, Krieg und Roland flieht Lilith, Claptrap im Schlepptau.
Es stellt sich heraus, dass Lilith auf Tina angesetzt wurde, weil sie ein Teil des Schlüssels zu sein scheint, um die Kammer der Eridianer, einer außerirdischen Rasse mit enormen Kräften, zu finden und zu öffnen. Die Gruppe entschließt sich selbst auf die Suche nach der Kammer zu machen, da man auf keinen Fall Atlas diese Kräfte in die Hände geben möchte. Tannis (Jamie Lee Curtis) liefert hierfür Informationen und schon wenige Zeit später reisen die Sechs durch Pandora - auf dem Weg zur Kammer, Atlas und sein Gefolge dicht auf ihren Fersen.
Am Ende kommt es zu einem Showdown zwischen den Charakteren bei der großen Kammer und einige überraschende Geheimnisse werden gelüftet.

Zugegeben, der Plot klingt nicht gerade neu. So oder in anderer Form gab es diese Geschichte schon mehrfach in Filmen zu sehen. Jedoch hätte „Borderlands“ mit seiner abwechslungsreichen und vielfältigen Hintergrundgeschichte aus den vielen Videospielen aus dem Hause Gearbox es schaffen können, der altbekannten Story einen neuen Touch zu verleihen.

Die Betonung liegt hier leider jedoch auf dem Wort „hätte“. Denn geschafft hat es der Film nicht unbedingt.

Natürlich sollte man bei einer solchen Verfilmung immer bedenken, dass das Originalmaterial nicht eins zu eins verwendet und umgesetzt wird und werden kann. Es muss bei so etwas immer Kompromisse geben, sei es bei Charakteren oder der Story an sich. Denn man kann schlecht den Inhalt aus acht Videospielen und 13 DLCs, für die man Stunden, wenn nicht sogar Tage benötigt, um alles durchzuspielen, auf nicht ganz zwei Stunden komprimieren. Es ist absolut nachvollziehbar, dass hier einiges an Story auf der Strecke bleibt.

Jedoch scheint es, dass bei dieser Verfilmung sehr viel auf der Strecke geblieben ist – Story wie auch die Charaktere betreffend.

Fangen wir bei der Story und den Details an.

Wie schon gesagt ist die Story nichts Neues. Es wirkt, wie wenn diverse Klischees und altbekannte funktionierende Fragmente von Geschichten aneinandergereiht wurden, um am Ende ein Drehbuch für einen Film mit einer Länge von nicht ganz zwei Stunden abliefern zu können. Dieser Eindruck wird unterstützt durch das Wissen, dass der Film schon 2021 komplett abgedreht war, man jedoch quasi „kalte Füße“ bekommen hat diese Version ins Kino zu bringen. Der Film wurde zurückgehalten und mit einem komplett neuen Drehbuch versehen, was jedoch zum Teil wie ein zusammengeschusterter Flickenteppich wirkt. So ist es nicht verwunderlich, dass Dinge passieren, die man als Kenner der Videospiele einzuordnen vermag, die aber bei der breiten Masse nur ein großes Fragezeichen über dem Kopf schweben lassen.

Zwei prägnante Beispiele hierfür? (Vorsicht, Spoiler!)
Zum einen stellt sich am Ende des Filmes heraus, dass nicht Tina der Schlüssel für die Öffnung der Kammer ist, sondern Lilith – die sagenumwobene Firehawk. Allerdings wurde Firehawk während dem ganzen Film nur ein einziges Mal kurz in einem Nebensatz erwähnt, was der normale Zuschauer vollkommen überhören kann und so am Ende gar nicht versteht, was es jetzt mit der Verwandlung in Firehawk und ihrer Macht und Wichtigkeit für die Geschichte auf sich hat. Dies ist für Kenner der Videospiele zwar nicht überraschend, da man die Vergangenheit von Lilith kennt und von ihrer Rolle als Sirene und Firehawk weiß, aber wie dies in den Film integriert wurde, wirkt eher holprig und sehr nach einem erzwungenen „Überraschungs-Plot-Twist“.
Zum anderen geht es während des gesamten Filmes um DIE Kammer als das Zentrum der Macht und unglaublichen Reichtums. Atlas will um jeden Preis in die Kammer, um das, was er dort findet, für seine Zwecke zu nutzen. Als es dann am Ende dazu kommt, dass die Kammer geöffnet wird und Atlas, Tina und Lilith diese betreten? Enttäuschend. Es kommt zu einem kurzen Gespräch, Lilith und Tina verlassen die Kammer, während Atlas von einem unbekannten Monster getötet wird. Was das für ein Monster ist? Was für eine Macht die Kammer birgt? Was es mit den Eridianern auf sich hat? Wer weiß das schon. Der Zuschauer auf jeden Fall nicht, sofern er nicht Hintergrundwissen mitbringt.

Es ist schwer, dem roten Faden der Geschichte zu folgen, da man als Zuschauer immer wieder nur einzelne Brocken an Informationen zugeworfen bekommt, die sich am Ende jedoch nicht zu einem Gesamtbild verknüpfen lassen.

So ist auch beispielsweise der Antagonist und Filmbösewicht Atlas nicht unbedingt ein Charakter, der dafür sorgen kann, dass bei IHM die Fäden zusammenlaufen. Kurz gesagt, er wirkt sehr austauschbar und wie der typische Bösewicht, den man aus so vielen anderen Filmen kennt. Es geht um Macht und Geld. Was es mit der Crimson Lance auf sich hat? Was für Technik er benutzt? Wieso er bereits so mächtig ist? Das alles bleibt unklar. Man sieht ihn lediglich als denjenigen, der unbedingt die Kammer finden möchte, egal um welchen Preis. Und dass er dabei über Leichen geht.
Dass die Wahl auf Atlas als Gegenspieler im Film fiel, ist besonders schade, da die Videospielreihe bereits mehrere etablierte Gegner besitzt, mit denen die Story mehr Tiefe und einen Touch von Einzigartigkeit und Spannung erhalten hätte. Stattdessen fiel die Wahl auf Atlas, dessen Firma Waffen herstellt und der die Kammer aufgrund der Technologie und Rohstoffe finden will – das klassische „böser Großkonzern will Weltherrschaft übernehmen“ Klischee. Schade, da hier eine weitere Chance verpasst wurde, den Film von anderen seiner Art abzugrenzen.
Dass man mit Eli Roth ausgerechnet eine Ikone des Horrorfilms für die Regie ausgewählt hat, erschließt sich auch nicht.

Nächster Kritikpunkt neben der verwirrenden und teils unzusammenhängenden Story ist die Wahl der Schauspieler.
Es ist nicht ganz ersichtlich, warum sich in dem Film so viele namhafte Schauspieler versammelt haben. Vielleicht war die Intention, damit Leute in die Kinos zu locken, wenn man Namen wie Cate Blanchett, Kevin Hart oder Jamie Lee Curtis liest? Es scheint fast so.
Denn letzten Endes wirken gerade Blanchett und Curtis deplatziert in ihren Rollen, insbesondere, wenn man sie mit den original Charakteren vergleicht.

Tannis, die von Jamie Lee Curtis verkörpert wird, ist Wissenschaftlerin und eine durch und durch clevere Frau, die tough für sich einsteht. Im Film wirkt sie vielmehr etwas hilflos, leicht vertrottelt und hat nur wenig Sprechanteil, der nicht überzeugt. Sie wirkt wie ein „oh, vielleicht sollten wir noch einen Charakter dazunehmen, der ein bisschen Hintergrund zur Kammer geben kann“ Gedanke, was auch an dem zuvor erwähnten unzusammenhängenden Drehbuch liegen kann. Es ist nicht ganz ersichtlich, was für eine Rolle Tannis hat, doch mit dem Original hat die Film-Tannis nicht viel zu tun. Außerdem wirkt es fast ein wenig despektierlich, so eine Rolle mit einer großartigen und etablierten Schauspielerin wie Jamie Lee Curtis zu besetzen.
Ähnlich verhält es sich mit Cate Blanchett, die bereits in so vielen Filmen mit ihrem Können und ihrer Vielfältigkeit überzeugt hat. Als Lilith in „Borderlands“ wirkt sie jedoch die ganze Zeit, als hätte sie keine Lust hier zu sein. Es ist nicht erkennbar, ob das ihre Rolle ist oder ob da ein wenig die reale Person durchscheint. Es mag auch an der Synchronisation und dem ständigen Voice Over liegen, bei der sie genervt und gelangweilt klingt, um diesen Eindruck zu erwecken.

Apropos Voice Over. Grundsätzlich ein gutes stilistisches Mittel, um den Zuschauer abzuholen und mitzunehmen, wenn man manche Szenen nicht darstellen kann und will. Hier wirken diese jedoch wie langgezogene Monologe, die der reinen Informationsvermittlung dienen, und deren erzwungen wirkendes „Jugendsprech“ eher ein „Bitte was?“ Gefühl hinterlässt; man kann sich nicht wirklich auf das Gesagte konzentrieren, weil es deplatziert wirkt.

Bleiben wir noch kurz bei den weiteren Charakteren. Da wäre unter anderem Claptrap. Der Kenner weiß, dass dieser ein überaus nerviger Zeitgenosse ist und schon in den Spielen jeden an die Grenze des Wahnsinns getrieben hat mit seinem „Humor“ und dummen Sprüchen. Der Film hat es geschafft, dies noch zu toppen und den Charakter noch nerviger zu machen als er sowieso schon ist. Ein unlustiger Witz folgt dem anderen, Pointen zünden nicht und Claptrap wirkt dauerhaft wie der ungewollte Besuch zum Sonntagskaffee, den man eigentlich am liebsten loswerden möchte.
Auch ein Hin und Her mit Roland schafft es nicht, Claptrap sympathischer oder erträglicher zu machen. Alles in allem ist es sowieso schade, dass Kevin Hart in diesem Film unterzugehen scheint. Sonst für seine Comedy bekannt, wirkt er als „er ist halt da“ Charakter, was seiner Person und dem Charakter Roland nicht gerecht wird. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob mehr Screentime das Ruder für den Gesamteindruck des Filmes noch herumgerissen hätte.

Einzig Tina und Krieg waren für mich zwei Charaktere, die ich gerne auf der Leinwand verfolgt habe. Ariana Greenblatt und Florian Munteanu verkörpern Tina und Krieg entsprechend gut. In meinen Augen sind beide eine passende Wahl für die Charaktere.

Und um jetzt mit etwas Positivem zu dem Film zu enden:
„Borderlands“ hat gute Musik, die Actionszenen sind passabel und die Cinematographie, die Umsetzung des Aussehens, des Flairs der Borderlands Spiele, ist sehr gut dargestellt. Die ersten Bilder haben direkt den typischen Look der Spiele aufgegriffen und durchweg gehalten. Leider ist das jedoch alles, was es wirklich als positiv zu vermerken gilt.

Alles in allem ist zu sagen, dass der Film für den „Ottonormal“ Zuschauer ein netter, durchgeknallter Film ist, der kurzweilige Unterhaltung bietet, jedoch auf lange Sicht nicht im Gedächtnis bleibt und sicher nicht als „must see“ des Spätsommers gelten wird.
Spielekenner sollten entweder mit sehr geringen Erwartungen ins Kino gehen, losgelöst von der geliebten Spielereihe, oder sich weiter an die Spiele halten.

Die Story ist dürftig, der Bösewicht ist austauschbar, die Charaktere sind zum größten Teil wenig überzeugend; lediglich der Look, das Feeling und das Drumherum des Filmes überzeugt, so dass ich ihm großzügig zwei von fünf Sternen geben würde.
Kategorie: kann man sehen, muss man aber nicht!

Denise Kollmann
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