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Daddio - Eine Nacht in New York

Dakota Johnson war lange Zeit nur als Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith bekannt, bis bekannt wurde, dass sie eine der Hauptrolle in der Verfilmung der Roman-Trilogie „50 Shades of Gray“ spielen würde. Damit wurde sie weltweit bekannt, Ansehen als ernsthafte Schauspielerin verschafften ihr eher Arthaus-Filme, wie in „Daddio – Eine Nacht in New York“. Der ist nun für das Heimkino auf DVD verfügbar.

Eigentlich möchte sie nur nach Hause, als eine junge Frau in ein Taxi am New Yorker Flughafen einsteigt. Sie lebt seit neun Jahren in New York, ursprünglich stammt sie aus einer Kleinstadt in Oklahoma, wo sie gerade herkommt, nachdem sie dort ihre wesentlich ältere Schwester besucht hat. Doch aus der ruhigen Taxifahrt wird nichts, da sich Taxifahrer Clark gerne unterhalten möchte. Nachdem die Frau ein paar sehr unanständige Nachrichten beantwortet hat, lässt sie sich auf ein Gespräch mit ihrem Fahrer ein. Dabei geht es quer durch ihr Leben, von ihrer Kindheit in Oklahoma über ihren Beruf „mit Nullen und Einsen“ bis hin zu ihrer Affäre mit einem wesentlich älteren, verheirateten Mann, den sie „Daddy“ nennt. Sie ist aber auch neugierig auf Clark, und so fragen sie sich gegenseitig aus, ganz ohne Hemmungen und Tabus. Dabei werden ein paar schmerzhafte Wahrheiten ausgegraben, die beide an ihre Gefühlsgrenzen und zum Nachdenken bringen.

Der Film liegt ausschließlich auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor, Extras gibt es keine.

Ursprünglich sollte aus dem Buch von Christy Hall ein Theaterstück werden, was auch gut funktioniert hätte, da sich die gesamte Handlung in einem Taxi abspielt. Letztlich wurde entschieden, aus dem Stoff doch besser einen Film zu drehen, zu dem die Autorin erstmals Regie führte. Die beiden einzigen Rollen in diesem Kammerspiel sind besetzt mit Dakota Johnson als junge Frau und Sean Penn als Taxifahrer.

Viel Handlung gibt es bei „Daddio – Eine Nacht in New York“ wirklich nicht, denn der Taxifahrer bringt seinen Fahrgast vom Flughafen nach Hause, zwischendurch stehen sie in einem Stau. Da für die Fahrt zwischen Flughafen und City eine Pauschale gilt, ist es nicht weiter schlimm, dass der Stau etwas länger dauert, und so können die Frau und der Mann ganz entspannt plaudern. Etwas nervig ist vor allem, dass der Taxifahrer sehr penetrant, übergriffig und sehr persönlich seine Fragen stellt, die er dann auch sehr detailliert beantwortet haben möchte, insbesondere wenn es um die Beziehung, oder besser die Affäre der jungen Frau geht. Natürlich spielt die junge Frau mit, sonst würde die Geschichte nicht weitergehen, aber realistisch ist diese Unterhaltung eher nicht. Mit seinen Antworten und Erklärungen aus Sicht des Mannes bringt der Taxifahrer das „Mansplaining“ auf ein ganz neues Level, denn er kann aus küchenpsychologischer Sicht einfach alles erklären, wenn es um Präferenzen der Männer oder die Dos und Don’ts in einer Beziehung geht. Er fühlt sich berufen, der jungen Frau einfach alles zu erklären, insbesondere ihre Affäre zu einem älteren Mann. Und so fühlt sich die gesamte Handlung eher wie eine Therapiestunde auf Rädern oder eine Meisterklasse im „Mansplaining“ an, was den Film ermüdend macht.

„Daddio – Eine Nacht in New York“ wurde auf zahlreichen Festivals vorgestellt und erhielt weitgehend positive Kritiken, bevor er eher unauffällig in den deutschen Kinos lief und damit kaum Publikum erreichen konnte. Hardcore-Fans von Dakota Johnson und/oder Sean Penn werden sich diesen Film sowieso ansehen, alle anderen davon zu überzeugen, sich auf diesen Film einzulassen, wird aber ein hartes Stück Arbeit werden. Hier liegt keinesfalls leichte Unterhaltung oder auch nur annähernd Popcorn-Kino vor, sondern hier werden sie Zuschauer richtig gefordert, und das durchgehend über einen Zeitraum von anderthalb Stunden, was nicht jedermanns Sache ist!

Pascal May