Artikeldienst Online

The Father

Die beiden mit dem Oscar ausgezeichneten Schauspieler Anthony Hopkins und Olivia Colman sind für ihre intensiven Darstellungen hinlänglich bekannt. In "The Father" gehen sie einmal mehr aufs Ganze und machen den Film zu einem bedrückenden Erlebnis, das noch lange im Gedächtnis bleibt. Jetzt liegt der Film auch in Deutschland auf DVD und BluRay vor.

Anne kümmert sich seit Jahren um ihren Vater, der an Demenz leidet. Sie ist geschieden und richtet ihr Leben ganz nach ihrem Vater Anthony aus, der trotz fortschreitender Demenz immer wieder versucht, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. So ist er der Meinung, dass er keine Pflege oder Haushaltshilfe benötigt. Dazu hat er gerade die neue Pflegerin rausgeworfen, nachdem er ihr vorgeworfen hat, seine Uhr gestohlen zu haben. Anne versucht ihm zu erklären, dass er in eine Pflegeeinrichtung ziehen müsse, wenn er mit keiner Pflegerin auskomme, was Anthony wütend werden lässt und ihn nur noch mehr deprimiert. Als sie ihm eröffnet, dass sie nach Paris ziehen würde, um dort mit einem neuen Mann an ihrer Seite zu leben, kann er das nicht nachvollziehen, weil dort doch alle Menschen nur französisch sprechen würden. Mitunter erkennt er Anne nicht mehr, wenn sie vor ihm steht, was sie sehr belastet. Eine neue Haushaltshilfe stellt sich vor, und Anthony ist sehr charmant zu ihr, nachdem er feststellt, dass sie seiner zweiten Tochter sehr ähnlich wäre. Doch plötzlich wird er auch mit ihr sehr verletzend und böse und betont, dass er überhaupt keine Hilfe benötigt. Tatsächlich weiß er nicht einmal mehr, in wessen Wohnung er wohnt. Anthony versucht, die sich permanent verändernden Umstände zu begreifen und beginnt mehr und mehr zu zweifeln: an seinen Liebsten, an seinem Verstand und schließlich auch seiner eigenen Wahrnehmung.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras gibt es ein kurzes Making Of, eine B-Roll sowie Interviews.

"The Father" (wieso eigentlich nicht "Der Vater"?) wurde als Theaterstück geschrieben und 2012 in Paris uraufgeführt. Geschrieben hat es Florian Zeller, der dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Für die Neuverfilmung seines Stücks, 2015 wurde es erstmals in Frankreich verfilmt, hat er auch gleich selbst die Regie übernommen.
Die äußerst kräftezehrenden Hauptrollen übernahmen Olivia Colman und Anthony Hopkins, zwei mehrfach ausgezeichnete Darsteller, die in ihren Rollen alles geben, was "The Father" nur noch bedrückender macht. Colman wurde für den diesjährigen Oscar nominiert, Hopkins hat ihn erhalten, womit der 83-jährige Schauspieler sogar als ältester Darsteller-Preisträger aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingeht. In Nebenrollen sind Imogen Poots, Rufus Sewell, Olivia Williams und Mark Gatiss zu sehen.

Florian Zellers meisterhaftes Regiedebut ist ein Schauspiel von beeindruckender Echtheit, das den Zuschauer unvermittelt in das Leben mit Demenz versetzt. Was den Film besonders macht ist, dass er komplett aus der Sicht des dementen Vaters erzählt wird, dass sich seine Verwirrung auf die Zuschauer überträgt und sie vollkommen aus der Bahn bringt. Wer bereits Erfahrungen mit dementen Menschen gemacht hat, wird viele Kleinigkeiten im Film wiedererkennen, was wiederum dabei hilft, die Krankheit besser verstehen zu können, und dass es keine böse Absicht der kranken Menschen ist, wie sie mit ihrem Umfeld umgehen.

"The Father" feierte, kurz vor Pandemiebeginn, im Januar 2020 beim Sundance Film Festival Premiere. Danach wurde er auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.

In diesem Kammerspiel wird ein sehr schwieriges Thema behandelt, was den Zuschauern einiges abverlangt. Dennoch gibt "The Father" insbesondere Angehörigen von Demenzkranken Trost und darüber hinaus Einblick in das Denken ihrer erkrankten Familienmitglieder, wodurch sie nicht hoffnungslos oder deprimiert zurückgelassen werden. Insgesamt ist "The Father" ein filmisches Meisterwerk, das grandios geschrieben, inszeniert und gespielt wird!

Pascal May
Weitere interessante Artikel