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Wonder Woman

Batman. Superman. Namen, die uns schon seit Jahrzehnten begleiten, und die uns immer wieder mit neuen Verfilmungen ihrer Geschichte in die Kinos locken. Nun reiht sich ein weiterer Name in die Riege der Superhelden ein – Wonder Woman. Mühelos schafft sie es, in die Fußstapfen der männlichen Superhelden-Kollegen zu treten und ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen.

Abgeschnitten von der Außenwelt lebt Diana (Gal Gadot) ein recht behütetes Leben auf Themyscira, der Insel der Amazonen. Das Idyll wird von der Amazonenkönigin Hippolyta (Connie Nielsen), Dianas Mutter, regiert, während ihre Tante Antiope (Robin Wright) als General den Kampftruppen vorsteht. Denn trotz der paradiesischen Zustände und dem friedlichen Zusammenleben wappnet man sich gegen den großen Kampf, welcher durch die Geschichte der Amazonen angekündigt wurde und jederzeit bevorstehen kann – der Kampf gegen den Kriegsgott Ares.
Auch Diana reiht sich in die Truppen der Kämpfer ein, lässt sich von Antiope zuerst heimlich, später mit dem Einverständnis ihrer Mutter, ausbilden.

Zwar hofft Hippolyta inständig, dass ihre Tochter nie zum großen Kampf gezwungen wird, doch diese Hoffnung bleibt ungehört. Denn es kommt, wie es kommen muss. Als der amerikanische Pilot Captain Steve Trevor (Chris Pine) durch einen Zufall auf der Flucht mit seinem Flugzeug direkt vor der Küste von Themyscira abstürzt und von Diana gerettet wird, ist es unausweichlich, dass sich das Leben der Amazonen, allen voran Diana, ändern wird. Er berichtet von einem grauenvollen Krieg, der in der Welt der Menschen tobt, der schon tausende von Leben gekostet hat und noch viele mehr kosten wird. Diana vermutet hier sofort das Wirken Ares’, der die Menschen beeinflusst und sie zum Krieg führen antreibt. Schweren Herzens lässt Hippolyta ihre Tochter ziehen, als sich diese gemeinsam mit Steve aufmacht, um Ares zu töten und somit den Krieg zu beenden.

Zusammen mit weiteren Gefährten machen sich die beiden von London aus auf den Weg an die Front, wo sie sich Gegnern wie dem deutschen Heerführer General Ludendorff (Danny Huston) und seiner treuen Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya), Spezialistin für Giftgas, entgegenstellen müssen, die ohne Rücksicht auf Verluste versuchen den Krieg für sich zu entscheiden.

Nachdem Diana Prince als Wonder Woman im letzten Jahr in „Batman vs. Superman“ eingeführt wurde, blieben ein paar Fragen ungeklärt, an deren Antworten dieser Stand-Alone Film sich nun versucht. Es wird die Ursprungsgeschichte erzählt, der Hintergrund. Wie aus der Prinzessin Diana Wonder Woman wurde. Wie sie von der Welt der Menschen erfahren hat und wie es dazu kam, dass sie sich selbst der Mission, diese Welt zu schützen, verschrieben hat.
Dementsprechend ist die Handlung des Filmes, verglichen mit bisherigen Superhelden-Filmen, einfach strukturiert, was jedoch nicht bedeutet, dass der Film langweilig und vorhersehbar ist. Es finden sich hier einfach nur kaum Bezüge zu den restlichen Helden aus dem DC Universum, so dass die Geschichte eigenständig bleibt und losgelöst von sonstigen Verflechtungen den Zuschauer in ihren ganz eigenen Bann zieht.

Wonder Woman muss sich auch in keiner Weise vor ihren Kollegen verstecken, was Action und Spannung anbelangt. Die Kampfszenen sind atemberaubend, und es kommen dem Zuschauer Begriffe wie „beeindruckend“ und „episch“ beim Betrachten in den Sinn. Es handelt sich hier bei jeder Szene um ein durch Slow-Motion Einlagen unterbrochenes Spektakel.
Aber nicht nur auf das Kämpfen an sich wird in diesem Film ein Augenmerk gelegt, auch wenn dies grundsätzlich zum Großteil natürlich zu einem Superhelden-Film gehört. Freundschaft, Humor, Sarkasmus, Liebe… auch das kommt nicht zu kurz, so dass man hier eine gute Mischung von allen notwendigen Faktoren, die einen guten Film ausmachen, gefunden hat. Als Zuschauer hat man zu keiner Zeit den Eindruck, dass einer dieser Anteile zu sehr in den Fokus rückt und plötzlich Überhand nimmt.

Ein weiterer Punkt, der "Wonder Woman" klar von den bisherigen Filmen des DC Universums unterscheidet, ist die grundsätzliche Stimmung des Filmes. Denkt man an Gotham oder Metropolis, so hat man zumeist Regen, Dunkelheit und düstere Gassen vor seinem geistigen Auge. "Wonder Woman" wirkt gekonnt diesem bisherigen Klischee, was DC anhaftet, entgegen. Themyscira, die Insel der Amazonen, ist hell, bunt und freundlich. Selbst London wie auch weitere Schauplätze wirken entweder farbenfroh oder dem Farbspektrum der Zeit, zu der die Geschichte spielt, angepasst. Aus diesem Grund hat man einen viel stärkeren Bezug, weil alles realistischer wirkt. Man kann sich, trotz Superheldin, leichter in die Geschichte hineinversetzen. Eindeutig eine gelungene und notwendige Abwechslung zum Bisherigen.

Alles in allem handelt es sich bei "Wonder Woman" um einen definitiv sehenswerten und unterhaltsamen Film. Die anfängliche Skepsis vieler, dass hier ein übersexualisiertes Bild von kämpfenden Frauen in viel zu kurzen Röckchen gezeigt wird, muss der realistischen Darstellung einer tapferen und taffen Kriegerin weichen, die sich für die Belange der Menschheit einsetzt und der hierbei Klischees und Rollenbilder egal sind. Wonder Woman verfolgt ihre Mission, egal, ob und inwiefern sie hierbei aneckt.

Mit der Israelin Gal Gadot hat man eine Schauspielerin gefunden, die genau diese Charakterzüge verkörpern kann. Sie stellt die Kriegerin, die ihr Ziel klar vor Augen hat, glaubhaft dar und macht bei den Kampfszenen eine mehr als nur gute Figur. Es fällt schwer, sich jemand anderen für diese Rolle vorzustellen.
Chris Pine, der einem eher als Captain Kirk im Gedächtnis ist, schafft es, sich von dieser doch sehr prägenden Rolle zu lösen. Charmant, humorvoll, mutig und ebenso zielstrebig ist seine Darstellung von Captain Trevor, so dass man nach wenigen Augenblicken vergisst, dass man ihn eigentlich eher mit einem anderen Captain assoziiert.
Auch wenn die beiden Hauptdarsteller eine sehr starke Präsenz beweisen und ihre Rollen äußerst überzeugend an den Zuschauer bringen, verblassen die anderen Schauspieler ihnen gegenüber nicht. Jedem einzelnen, egal wie groß oder klein die Rolle, nimmt man den Charakter ab; sei es der „Verrückte Wissenschaftler“, der Elena Anaya anhaftet oder der „Kriegstreiber“, den Danny Huston verkörpert.

Diese auf den Punkt gebrachte Besetzung der Rollen sowie die gekonnte Umsetzung der Geschichte machen den Film im Gesamten zu einem Kinoerlebnis, der definitiv Lust auf mehr und neugierig auf weitere Filme aus dem Hause DC macht. Lassen wir uns überraschen, ob „Justice League“ an dieser hohen Messlatte, die "Wonder Woman" nun gesetzt hat, anknüpfen kann!

Denise Kollmann