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OLD BONES - Tote lügen nie

Wir schreiben das Jahr 1846, als die sogenannte Donner-Party, eine Gruppe von 87 Siedlern, auf dem Weg in den Westen der USA sind. In den östlichen Bergen der Sierra Nevada werden die Reisenden aufgrund von Fehleinschätzungen vom Winter überrascht und kommen nicht mehr weiter. Dort festsitzend sterben in den folgenden Monaten 34 der 81 in den Bergen gefangenen Siedler. Laut eines Tagebuches überleben die anderen nur durch Kannibalismus, ehe sie gerettet werden können. Wo sich dieses „Lost Camp“ befindet, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Die am Institut für Archäologie in Santa Fe arbeitende Archäologin Dr. Nora Kelly kann ihr Glück kaum fassen, als ihr Informationen zu dem bisher nicht entdeckten Lager der sagenumwobenen Donner-Pioniere zugespielt werden. Der Reiz, dieses Lager zu finden, und dann dort Ausgrabungen anzustellen, fasziniert sie total. Letztendlich gelingt es ihr, die Leiterin des Instituts zu überzeugen, und voller Elan geht sie das Projekt an. Allerdings muss sie aber erkennen, dass bereits am Anfang ihrer Expedition in den Bergen die Entdeckung wie auch die damit verbundenen Ausgrabungen in Kalifornien weitaus gefährlicher sind als sie gedacht hat. Als sie und ihr Team im vermeintlichen „Lost Camp“ alte Knochen entdecken, führen ihre Recherchen sie nun nicht nur zu den vermeintlichen Siedlern, die in ihrer Not zu Kannibalen wurden, sondern auch noch in die Gegenwart mit ebenso grausamen wie bizarren Verbrechen. Damit verbunden lernt sie die junge FBI-Agentin Corrie Swanson kennen, die mit der Lösung eines Verbrechens in der Gegenwart beauftragt ist. Corries erster großer Fall lässt die beiden Frauen nicht ahnen, dass es bereits auch ihr letzter werden könnte.

Douglas Preston, Jahrgang 1956, wurde in Cambridge, Massachusetts, geboren. In Kalifornien studierte er zunächst Naturwissenschaften und dann später Englische Literatur. Seine Karriere startete er nach seinem Examen beim „American Museum of Natural History“ in New York. Als er seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durch das Museum einlud, entstand die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller. „Relic“ war der Anfang, dem zahlreiche internationale Bestseller folgten. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebt er an der Ostküste der USA.
Lincoln Child, geboren 1957 in Westport, Connecticut, arbeitete nach seinem Studium der Englischen Literatur zunächst als Verlagslektor, danach für einige Zeit als Programmierer und System-Analytiker. Nach dem Erscheinen des mit Preston verfassten gemeinsamen Buches „Relic“ entschloss er sich, Vollzeit-Schriftsteller zu werden. Ihre gemeinsamen Megaseller schreiben sie aufgrund der 500 Meilen Distanz ihrer Wohnorte in gegenseitiger Abstimmung über Telefon und Internet. Lincoln Child veröffentlicht darüber hinaus auch noch eigene Bücher. Mit seiner Frau und Tochter lebt er in New Jersey.

Die beiden Autoren starten ihre neue Thriller Reihe auf geschichtlichem Terrain. Das hat durchaus was sehr reizvolles, da natürlich geschichtlicher Hintergrund mit Fiktion sich wunderbar kombinieren lassen. Auf der einen Seite eine überaus erfahrene Archäologin, auf der anderen Seite eine junge FBI-Agentin in ihrem ersten Fall, das hat was und ist durchaus entwicklungsfähig. Allerdings dauert es im ersten Fall doch eine Weile, bis sich neben dem interessanten archäologischen Suchspiel nach dem „Lost Camp“ auch ein kriminalistischer Spannungsbogen aufbaut. Der kommt eigentlich erst zum Ende hin so richtig in Schwung und die letzten Kapitel haben es dann doch in sich, inklusive einer netten Überraschung, die natürlich nicht verraten wird. Insgesamt gesehen ist da sicherlich noch viel mehr Potenzial und Luft nach oben für die nächsten Fälle vorhanden und mit Blick auf den kriminalistischen Spannungsbogen einzubringen.

Bitte diese Reihe nicht mit unserem Lieblingsagenten Pendergast vergleichen, sondern dem Neuen oder besser gesagt, den Neuen, wenn auch schon bekannt, eine Chance geben. Wer gerne Thriller mit geschichtlichem Hintergrund liest, ist hier im richtigen Buch gelandet.

Michael Müller