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A Killer Romance

Bei einem Auftragskiller hat man für gewöhnlich eine Ahnung, worauf man sich einlässt: Hat man einen Killer gefunden, wird der bezahlt, bekommt die notwendigen Details und danach kommt er oder sie dem Auftrag nach. Dass es auch anders geht, ist in „A Killer Romance“ zu sehen, der nun für das Heimkino auf DVD und BluRay vorliegt.

Ein langweiligeres Leben gibt es kaum, das Psychologie-Professor Gary Johnson lebt: Tagsüber unterrichtet er an der Universität, wenn er nach Hause kommt füttert er seine beiden Katzen und isst selbst alleine, kümmert sich um seine Pflanzen und geht ab und zu seinem Nebenjob nach. Doch da bekommt er zumindest etwas Abwechslung, da er für das New Orleans Police Department arbeitet und sich vor allem um deren technische Ausrüstung kümmert. Eines Tages jedoch muss er einspringen, weil der bisherige Lockvogel für 120 Tage suspendiert wurde. Gary muss als vermeintlicher Auftragskiller genügend Beweise sammeln, um sie dingfest zu machen. Überraschender Weise scheint er genau dafür ein besonderes Talent zu haben, und auch seine Verkleidungen sind spektakulär. Für jeden seiner Kunden lässt er sich maßgeschneiderte Killer-Persönlichkeiten einfallen. Als er die attraktive, aber sehr unglückliche Ehefrau Madison trifft, die ihren Mann umbringen lassen will, redet er ihr die Idee aus, bestärkt sie aber darin, sich von ihrem gewalttätigen Mann zu trennen. Nach ein paar Treffen mit ihr verliebt sich Killer „Ron“ in seine Auftraggeberin und da wird es schwer, seine Professionalität aufrecht zu erhalten. Sie weiß nichts vom echten Gary, denn bisher kennt sie nur „Ron“, aber auch er weiß sehr wenig über seine neue Freundin, denn auch sie ist kein unbeschriebenes Blatt.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich drei Interviews, ein Making Of sowie zwei weitere Featurettes.

Regisseur Richard Linklater hat sich an einem für ihn ungewöhnlichen Stoff herangewagt, waren doch seien bisherigen Werke, darunter die „Before“-Reihe wie auch sein Oscar-Film „Boyhood“, eher Beschreibungen von Lebensläufen. Nun also ein Film über einen vermeintlichen Auftragskiller, wobei hier nicht klar wird, was der Film sein möchte: Komödie oder Drama, Action-Film oder Sozialdrama? Da wirkt die ganze Geschichte etwas unausgegoren. Zu Beginn hat man als Zuschauer die Hoffnung, dass es ein lustiger Film werden könnte, wenn man Gary in seinen Verkleidungen sieht. Doch um wirklich lustig zu werden, wird diese Idee zu sehr gemolken, so dass der Witz schnell schwindet und die Ideen nur noch nervig werden. Nach der ersten Begegnung zwischen „Ron“ und Madison könnte man meinen, dass der Film die Abbiegung Richtung Liebesschnulze nimmt, doch auch das klappt nicht wirklich. Also doch Action, wenn Gary als Ron seinen Colt zieht? Ein Undercover-Drama, wenn Gary tagsüber unterrichtet? Eigentlich ist der Film nichts von alledem, und das macht ihn erst anstrengend, danach eher beliebig, wobei man an einen Punkt kommt, an dem man den Film nur noch laufen lässt, denn echte Überraschungen sind dabei nicht zu erwarten.

Dabei machen die beiden Hauptdarsteller Glen Powell als Gary/Ron und Adria Arjona als Madison richtig gut. Fast hätte aus Gary ein neuer „Fletch“ werden können, doch diese Chance wurde vertan, was schade ist, denn die Grundidee zu diesem Film ist wirklich mal neu. Auch die vier Rollen aus dem Police Department hätten dem Film mehr Fahrt geben können, wenn man sie denn gelassen hätte. So bleibt nur der Versuch eines Films, der selbst nicht weiß, was er eigentlich sein möchte, und damit keine echte Unterhaltung, sondern nur eine Geschichte, für die man ein besonderes Maß an Durchhaltevermögen braucht, sich dieses am Ende nicht auszahlt. Schade.

Zudem kommt, dass sich der deutsche Verleih ohne Not wieder an einem Originaltitel vergangen hat, denn hier wurde aus dem Original „Hit Man“ für den deutschen Markt „A Killer Romance“. Wieso für den deutschen Markt einen englischen Titel mit einem anderen englischen Titel ersetzen? Wenn der Film schon keinen deutschen Titel spendiert bekommt, hätte man den Titel auch gleich bei „Hit Man“ lassen können.

„A Killer Romance“ ist zu gewollt, als dass ein unterhaltsamer Film dabei herausgekommen wäre. Wer gerne irre Kostümwechsel sehen möchte, dem sei der erste „Fletch“-Film mit Chevy Chase in der Hauptrolle empfohlen, zudem ist der Film auch witzig, denn als leichte Samstagabend-Unterhaltung taugt „A Killer Romance“ nicht.

Pascal May
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