Fernseh-Serien und Filme aus Spanien sind hierzulande kaum bekannt. Dass sich das ändert, dafür sorgte unter anderem die Hit-Serie "Haus des Geldes", die zu einem weltweiten Phänomen wurde. Einer deren Regisseure hat mit "Der Überfall - Es geht um mehr als Geld" einen mindestens ebenso undurchsichtigen Thriller geschaffen, den sich deutsche Kinofans nicht entgehen lassen sollten.
Raquels Tochter ist verschwunden, und nun steht für die alleinerziehende Mutter Raquel alles auf dem Spiel. Will sie ihre Tochter je wiedersehen, muss sie innerhalb von 24 Stunden 35.000 Euro auftreiben, um einen korrupten Sozialarbeiter zu schmieren. Völlig verzweifelt versucht sie es bei jeder erreichbaren Bank, einen Kredit über diese Summe zu bekommen, doch immer wieder vergeblich. Nachdem sie den Filialleiter einer Bank mittels einer rührseligen Geschichte überzeugen konnte, ihr einen Kredit über diese Summe zu geben, wird ausgerechnet diese Bank überfallen. Und alles kurz vor Vertragsabschluss. Die beiden Bankräuber, Lola und Jonan, die einfach nur in den Tresor spazieren und mit vornehmlich großen Scheinen wieder verschwinden wollten, scheinen ihren Plan nicht wirklich durchdacht zu haben. Nachdem einer von ihnen einen Polizisten erschießt, sitzen die Räuber mit sieben Geiseln in der Bank fest. Raquel will nur ihren Kredit haben, um damit ihre Tochter auszulösen, und so beginnt sie, ihr eigenes raffiniertes Spiel mit den Bankräubern zu spielen. Was die nicht wissen: Raquel wird alles tun, um wieder mit ihrer Tochter zusammen sein zu können, egal was es kostet!
Der Spielfilm liegt auf BluRay in der deutschen und spanischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras finden sich neben einem knapp halbstündigen Making Of eine Bildergalerie und die Trailer.
Zugegeben, selbst hartgesottenen Cineasten dürfte es schwer fallen, fünf Film-Empfehlungen aus spanischer Produktion abzugeben. Klar ist, dass "Der Überfall - Es geht um mehr als Geld" künftig mit genannt werden sollte.
Der Episoden-Regisseur von "Haus des Geldes", Koldo Serra, hat hier einen herausragenden Film geschaffen, dessen Handlung zunächst bekannt und viele Male verfilmt zu sein scheint. Doch die vielschichtige Handlung, die nach und nach neue Nuancen preisgibt, die die Handlung immer wieder auf den Kopf stellen, packt die Zuschauer spätetens beim Banküberfall, wirbelt deren Annahmen, wie die Story aufgelöst werden könnte, immer wieder aufs Neue vollkommen durcheinander, und hinterlässt sie am Ende mit einem großen Fragezeichen im Gesicht.
Emma Suárez spielt die undurchsichtige Raquel, die in ihrer unerschütterlichen Ruhe alles versucht, um das Geld für ihre Tochter auftreiben zu können. Die Bankräuberin Lola wird von Nathalie Poza gespielt, die weder ihr Leben noch diesen Überfall im Griff hat, trotzdem vor keiner Brutalität zurückschreckt. Allein diese beiden Schauspielerinnen bieten durch ihr intensives Spiel feinste Unterhaltung, indem sie das großartige Drehbuch von Juan Antonio, Gil Bengoa, Javier Echániz und Asier Guerricaechevarría zu einem herausragenden Film-Erlebnis machen.
Heist- und Thriller-Fans werden mit "Der Überfall - Es geht um mehr als Geld" und dessen unvorhersehbaren Wendungen ihre wahre Freude haben, und 105 Minuten lang bestens unterhalten werden. Auch Fans von "Haus des Geldes" sollten sich diesen Streifen ansehen, und das nicht nur, weil auch hier die Hauptdarstellerin Raquel heißt. In diesem kammerspielartigen Film steckt sehr viel mehr, als man es auf den ersten Blick vermuten könnte!
E 2018, 105 Minuten
mit Emma Suárez, Nathalie Poza