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Ghostbusters

Hollywood bevorzugt es derzeit, auf Nummer sicher zu gehen, schließlich kosten Filme einen Haufen Geld, das auch wieder eingespielt werden soll. Entweder werden derzeit höchst erfolgreiche Bücher verfilmt, am liebsten weltweite Millionenseller. Oder die Studios setzen Filme endlos fort und drehen eine Fortsetzung nach der anderen, und begründen dies mit einem "Universum", das nun von allen Seiten beleuchtet werden soll, und das so lange, bis niemand mehr die neuen Teile sehen möchte. Was daneben immer mal wieder auftaucht sind Reboots oder Remakes, um Filme, die in den 1970er, 1980er oder 1990er Jahren riesige Erfolge gefeiert haben ins 21. Jahrhundert zu überführen, in der Hoffnung, dass sich der Erfolg fortsetzt, wenn Eltern oder Großeltern, die damals die Originale im Kino gesehen haben, zusammen mit ihren Kindern oder Enkeln diese Neuverfilmungen ansehen. Der neueste Streich in dieser Reihe ist "Ghostbusters".

Die promovierte Physikerin Erin Gilbert möchte unbedingt an einer Universität fest angestellt werden, und sie ist nur ganz kurz davon entfernt. Doch dann wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt, als ein Buch, das sie zusammen mit ihrer alten Schulfreundin Abby Yates geschrieben hat, bei einem weltweit operierenden Onlinehändler auftaucht. In diesem Buch geht es um paranormale Phänomene und Geister, was ganz und gar unwissenschaftlich ist. Als sie zusammen mit Abby und deren Mitarbeiterin Jillian Holtzmann zu einem besonderen Phänomen gerufen wird, wo sie tatsächlich einen Geist sehen, filmen und den Clip online stellen, ist es mit Erins wissenschaftlicher Karriere ganz vorbei. Die drei Wissenschaftlerinnen tun sich zusammen, um paranormale Vorfälle weiter zu erforschen. Nachdem sie von Patty Tolan zu einem Geist in der New Yorker U-Bahn gerufen werden, schließt sich Patty den Frauen an, weil sie viele wissenschaftliche Bücher gelesen hat und New York kennt, wie sie ihre Qualifikationen selbst begründet. Der tumbe aber gut aussehende Kevin wird als Sekretär engagiert. Nach einem spektakulären Fang eines Geistes während eines Rock-Konzerts sind die Frauen fortan als "Ghostbusters" bekannt, um New York von Geistern, deren Existenz der Bürgermeister vehement bestreitet, zu befreien.

Schon lange gab es in Hollywood Ideen, das "Ghostbusters"-Franchise fortzusetzen oder neu aufleben zu lassen, doch gab es verschiedene Gründe, wieso es nicht dazu kam. Nun, 32 Jahre nach dem ersten Film, wird dem Format neues Leben eingehaucht. Um dem Zeitgeist und einer inoffiziellen Frauenquote zu folgen, sind die Hauptrollen nun mit Frauen besetzt. Besetzt wurden letztendlich die aus verschiedenen Komödien bekannten Aktricen Kristen Wiig und Melissa McCarthy, die mit ihren Filmen eher dem Brachial- und Fäkalhumor frönen, was auch in diesem Drehbuch angemessen berücksichtigt wurde. Dazu gesellen sich Kate McKinnon und Leslie Jones, die zusammen mit Wiig zur Stammbesetzung des NBC-Anarcho-Programms "Saturday Night Live" gehören. Die Regie übernahm Paul Feig, der bisher auch eher leichte Unterhaltung, vornehmlich mit Wiig und McCarthy in den Hauptrollen, gedreht hat. Produziert wurde die Geisterjäger-Wiederbelebung unter anderem von Ivan Reitman und Bill Murray, die bereits beim ersten Film beteiligt waren.

Aus kommerzieller Sicht ist es nachvollziehbar, dass die Filmstudios möglichst wenige Risiken eingehen wollen, und somit lieber auf bewährte Kost setzen, die einfach ins 21. Jahrhundert überführt und somit für ein neues Publikum interessant gemacht werden soll. Dafür wird selbst "Ben Hur" nach fast 60 Jahren aus der Mottenkiste gegraben, "Ghostbuster" ist da mit "nur" 32 Jahren auf dem Buckel schon eher ein Film von gestern. Gerade einen mit Special Effects voll geladenen Film mit den aktuellen technischen Möglichkeiten aufzupolieren, ist sehr löblich, doch meist bleibt dabei, wie bei "Ghostbusters", die Story auf der Strecke. Aber was nicht noch alles bei einem Reboot beachtet werden muss! Die Hauptrollen der Geisterjäger sollten unbedingt von Frauen übernommen werden, wobei die Besetzung nicht wirklich als politisch korrekt bezeichnet werden kann, wenn drei weiße Frauen Wissenschaftlerinnen spielen, aber die farbige Frau lediglich eine Arbeiterin in der U-Bahn darstellen darf. Folgerichtig musste für diese auffallend bieder gekleidete Mädels-Riege, die gerne mit unverständlichen technischen Ausdrücken um sich wirft, statt einer Sekretärin eben ein Sekretär dazu geholt werden, und da hat mich sich eines besonderen Schnuckelchens bedient und Chris Hemsworth eingagiert, der in seiner Rolle einfach nur gut aussehen darf aber total verblödet sein muss. Wäre die Rollenverteilung genau umgekehrt, hätte man die Filmverantwortlichen dafür gesteinigt, aber so scheint der gelebte Sexismus als genialer Coup und hübscher Bonus und Lockmittel für die hoffentlich zahlreichen weiblichen Zuschauer verkauft zu werden. Darüber hinaus ist der Film geradezu mit Werbung vollgestopft, als ob man ein Zeichen für überbordendes Product-Placement setzen wollte.
Natürlich ist der Film in zeitgemäßem 3D gedreht, auch wenn immer wieder das Ende von 3D propagiert wird, doch gibt das Skript des Films nicht viel für diese Technik her, und so bleiben Pop-Outs eher die Ausnahme. Da wäre mehr drin gewesen.

Das Ghostbusters-Logo wie auch der damals wochenlang chartplatzierte Song von Ray Parker Jr. wurden in den Reboot gerettet, wenn auch der Song in diesem Film in verschiedenen Versionen gespielt wird, wobei - außer dem Original - eine unterirdischer klingt als die andere. Manche Geister haben es auch von 1984 in die 2016er-Version geschafft, sehen aber kein bisschen geändert oder verbessert aus. Da reicht es nicht, dass man als running gag nun fast alle Geister schleimig sein lässt, und dieser Schleim immer wieder die selbe Geisterjägerin trifft. Immerhin wird mehrfach die "Ghostbusters"-Zentrale von 1984 gezeigt, doch diese exponierte Position mitten in New York können sich die Geisterjäger aus dem 21. Jahrhundert überhaupt nicht mehr leisten, denn inzwischen ist die Miete unbezahlbar hoch.
Schauspieler aus dem ersten Film haben kurze Gast-Auftritte, die als Highlights des ganzen Films bezeichnet werden dürfen, allen voran Sigourney Weaver, auch wenn sie erst im Abspann auftaucht, doch auch Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Annie Potts hinterlassen bei Fans des ersten Films ein gewisses nostalgisches Wohlgefühl.

Die ersten beiden "Ghostbusters"-Filme waren zu ihrer Zeit genial und haben rundum Spaß gemacht. Dabei hätte man es aber auch belassen sollen, denn was bei diesem Reboot entstanden ist, kann bei Weitem nicht an die Klassiker heran reichen. Vermutlich wird er trotzdem die Produktionskosten in Höhe von rund 150 Millionen Dollar einspielen, tut dies aber am besten gleich am ersten Wochenende, denn danach wird das Interesse wohl schnell nachlassen. Da hilft es nicht, dass dieses Remake trotz weiblicher Besetzung auf Biegen und Brechen überaus unweiblich sein möchte, also so wie man es sich vorstellen würde, wenn Frauen einen typischen Macho-Film nachahmen wollten.
Insgesamt ist der neue "Ghostbusters"-Film bestenfalls leichte Samstag-Abend-Unterhaltung, die ganz und gar entbehrlich erscheint. Man hätte dieses Franchise besser in der Kiste ruhen lassen sollen, zumindest bis ein wirklich gutes Drehbuch verfügbar gewesen wäre.

Pascal May
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