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King Richard

Nachdem "King Richard" im November 2021 in die US-Kinos kam, war jedem klar, dass Will Smith seinen ersten Oscar für die Hauptrolle verdient gewinnen würde. Dass er aber wegen eines Vorfalls während der Oscar-Verleihung in die Geschichte eingehen würde, war da noch nicht klar.
Wer den Film in den deutschen Kinos verpasst hat, kann ihn sich nun zuhause auf BluRay und DVD ansehen.

Richard Williams, der als Nachtwächter für einen Sicherheitsdienst arbeitet, hat mit seiner Frau Oracene zwei Töchter, Venus und Serena. Oracene, eine Krankenschwester, hat zudem drei Töchter mit in die Ehe gebracht. Richard wollte Geld haben, viel Geld, und als er aus dem Fernsehen erfahren hat, wie viel Geld Tennisspieler bekommen, hat er die fixe Idee entwickelt, dass seine beiden Töchter Venus und Serena einmal Tennisprofis werden, und viel Geld mit nach Hause bringen werden. Von dieser Idee ist er nicht abzubringen, und so trainiert er zusammen mit seiner Frau die beiden Mädchen. Anfang der 1990er Jahre sucht er für seine Töchter einen Profi-Trainer, wird aber überall abgewiesen. Durch sein penetrantes Auftreten schafft er es am Ende doch noch, dass Paul Cohen Venus kostenlos trainiert. Serena muss dagegen weiterhin mit ihren Eltern trainieren. Venus nimmt bald an Junior-Meisterschaften teil, um sich einen Namen zu machen. Serena meldet sich heimlich für eines der Turniere an, und so belegen die beiden Williams-Schwestern Platz eins und zwei.
Um die finanzielle Ausbeutung seiner Töchter zu verhindern, entscheidet Richard, entgegen des Rats des Trainers, dass die Mädchen sich weiter auf die Schule konzentrieren sollen und daher an keinem weiteren Turnier teilnehmen sollen. Wenn sie so weit wären, an einem Profi-Turnier teilzunehmen, würde er es merken. Der Kontrollzwang des Vaters kommt weder bei möglichen Sponsoren, dem Trainer oder seiner Frau Oracene an, doch er hält sich weiterhin stur an seinem Plan, den er damals für seine neugeborenen Töchter aufgestellt hat. Hartes Training, Begleitung durch die Familie und eine möglichst normale Schulzeit haben Vorrang vor medialen Auftritten und Profisport. Doch ewig kann er seine talentierten Töchter nicht vom nächsten Schritt in den Profi-Tennis abhalten.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Atmos) vor. An Extras finden sich die Featurettes "Will Smith als Richard Williams", "Champions auf der großen Leinwand", das Making Of "Folge dem Plan" sowie Deleted Scenes.

"King Richard" basiert auf der wahren Geschichte von Richard Williams, dem Vater der legendären Weltklasse-Tennisspielerinnen Venus und Serena Williams. Mit seinem unerschütterlichen Ehrgeiz nervt er seine gesamte Umwelt, aber vor allem mit seiner grenzenlosen Liebe ebnet Richard seinen Töchtern den Weg an die Weltspitze im Tennis. Seinen Plan, den er sich schon sehr früh zurechtgelegt hat, möchte er auf keinen Fall verlassen, und lässt sich auch nicht von guten Ratschlägen der Trainer abbringen, im Gegenteil, er belehrt sie regelmäßig und gibt den Profitrainern Tipps, wie sie seine Töchter trainieren soll. In dieser Rolle als "King Richard" geht Will Smith gänzlich auf, der auch privat seine Familie über allem stellt.

So kam es auch, dass Will Smith Oscar-Geschichte schrieb, als er auf die Bühne stürzte, um Chris Rock vor laufenden Live-Kameras eine Ohrfeige zu verpassen, weil der seine Frau Jada mit einem derben Witz beleidigt hatte. Durch diesen Schock-Moment hat er auch Fernsehgeschichte geschrieben. Wenig später wurde ihm der Oscar für den besten Hauptdarsteller - verdient oder nicht - überreicht, das ganze Auftreten wurde während der Oscar-Verleihung nicht mehr thematisiert. Rufe danach, dass Smith wegen seines ungebührlichen Benehmens den Oscar zurückgeben solle, verhallten, und bevor ihn die Film-Academy rausschmeißen würde, trat er selbst aus. Für die nächsten zehn Jahre wurde er von der Teilnahme an der Oscar-Verleihung ausgeschlossen.
Inzwischen distanzieren sich die ersten Filmstudios und Streamingdienste von Will Smith und verschieben den Start seiner nächsten Filme.

Mit "King Richard", den Will Smith und seine Frau Jada mitproduziert haben, und seinem Oscar-Gewinn hätte Smith seine Karriere krönen können. Statt dessen hat er mit seiner Ohrfeige an Chris Rock alles aufs Spiel gesetzt und jede Menge verloren. Ob sich seine Karriere davon erholen, wird sich zeigen.

Ganz sicher hat "King Richard" den Williams-Schwestern Venus und Serena ein filmisches Denkmal gesetzt, das die Entbehrungen und das harte Training, mit denen sie und ihre drei Schwestern aufgewachsen sind, aufzeigt. Und Richard Williams wird als einer der nervigsten und stursten Väter in die Geschichte eingehen.

Vermutlich wie im richtigen Leben auch, treten im Film die eigentlichen Hauptpersonen Serena und Venus, gespielt von Demi Singleton und Saniyya Sidney, in den Hintergrund ihres sehr dominanten Vaters. Hier wäre es schön gewesen, etwas mehr davon zu sehen, wie die Töchter dazu standen, dass ihr Vater Richard sie nicht Turniere spielen lassen wollte.

Der Film ist nicht nur Tennis-Fans zu empfehlen, aber für die ist "King Richard" ein ganz besonderer Leckerbissen. Auch ist der Film eine Geschichte über Familie, Pläne und Fleiß, ebenso wie über Gier nach Ruhm und Geld.
So oder so sollte man sich die knapp zweieinhalb Stunden Film mit jeder Menge Popcorn und kühlen Getränken gönnen, denn gute und teils spannende Unterhaltung ist er allemal!

Pascal May