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Stowaway - Blinder Passagier

Dass auch deutsche Filmemacher Science-Fiction drehen können, haben die beiden Regisseure Wolfgang Petersen und Roland Emmerich längst bewiesen. Dass eine internationale Produktion eine solchen Science-Fiction komplett in Deutschland herstellen kann, hat "Stowaway - Blinder Passagier" bewiesen. Jetzt liegt der Streifen auch für das deutsche Heimkino vor.

Die Astronautin und zugleich Kommandantin der Mission Marina Barnett befindet sich zusammen mit der Ärztin Zoe Levenson und dem Biologen David Kim auf dem Weg zum Mars. Insgesamt werden sie zwei Jahre unterwegs sein und auf dem roten Planeten forschen. Es sollte eigentlich ein Routineflug werden, denn zahlreiche Crews haben sich vor ihnen schon auf den Weg zum Mars begeben, denn die Wissenschaftler sollen eine Kolonie aufbauen, um mit weiteren Menschen den Mars zu besiedeln. Organsiert und durchgeführt wird das Projekt vom Unternehmen Hyperion.

Kurz nach dem Start bemerkt Marina frisches Blut auf dem Boden des Raumschiffs, kurze Zeit später findet sie einen Blinden Passagier in der Technik des Raumschiffs, der zwar schwer verletzt aber noch am Leben ist. Dieser zusätzliche Passagier sollte gar nicht da sein, denn er ist einer der Ingenieure, der an den Startvorbereitungen beteiligt war. Um zur Erde zurückzukehren, reicht der Treibstoff nicht aus, da durch den zusätzlichen Passier bereits mehr als berechnet verbraucht wurde. Die Crew stellt fest, dass der Kohlendioxidwäscher komplett zerstört wurde. Nach den Berechnungen reicht der Sauerstoff nur für maximal drei Personen, wenn überhaupt, denn bis zum Mars ist es noch eine monatelange Reise. Die Crew muss sich schnell etwas einfallen lassen, um die Mission doch noch erfolgreich abschließen zu können.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HA MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.

In seiner Machart erinnert der Film sehr an "Apollo 13", "Moon" oder "Gravity", und dennoch hebt er sich von diesen Streifen ab. In diesem Kammerspiel-Drama, das fast ausschließlich im Raumschiff spielt, geht es um die grundethische Frage, ob es moralisch gerechtfertigt sein kann, Crewmitglieder zu opfern, um eine Mission mit jahrelanger Vorlaufzeit erfolgreich abschließen zu können. Wie weit darf ein Unternehmen gehen, um Gewinne nicht zu gefährden.

Regie geführt hat bei diesem vollständig in deutschen Studios gedrehten Film der brasilianische Filmemacher Joe Penna, der bisher lediglich das isländische Filmdrama "Arctic" vorweisen konnte. "Stowaway - Blinder Passagier" ist sein zweiter Film, zu dem er zusammen mit Ryan Morrison das Drehbuch geschrieben hat.
Die australische Golden Globe-Preisträgerin Toni Collette spielt Marina, die Kommandantin des Raumschiffs. An ihrer Seite spielen die US-amerikanischen Darsteller Anna Kendrick die Ärztin Zoe und Daniel Dae Kim den Biologen David. Die Rolle des Blinden Passagiers übernimmt der Kanadier Shamier Anderson.

"Stowaway - Blinder Passagier" beginnt mit dem Start der Crew in Richtung Mars, und baut sich ganz langsam auf. Die routinierte Ruhe der Crew passt dabei ganz hervorragend zum Schwebezustand im All. Auch als der Blinde Passagier aufgefunden wird, bleibt die Crew wohltuend ruhig, Panik kommt im gesamten Verlauf der Handlung nur kurz beim ungeplanten Crewmitglied auf, als er versteht, dass er in frühstens zwei Jahren wieder auf die Erde zurückkommt. Doch Ruhe ist nicht mit fehlender Spannung gleichzusetzen, denn an der fehlt es ganz sicher nicht. Die wird immer größer, als der Crew klar wird, dass sie eine Lösung für ihr Sauerstoffproblem finden muss, und das sehr schnell.
Dass nicht erklärt wird, wie Michael überhaupt ins Innere des Raumschiffs gekommen ist, wird hingegen nicht erklärt, kann aber bei diesem Gedankenspiel vernachlässigt werden.

Handwerklich ist dieser Film absolut gelungen, und so fällt auch die Länge von fast zwei Stunden kaum auf, weil ständig etwas passiert und sich die Crew komplett neu orientieren muss. So bleibt bis zum Abspann und darüber hinaus unklar, wie die ganze Geschichte ausgeht, und selbst das tut dem Film keinen Abbruch, im Gegenteil. So lässt er Raum für eigene Überlegungen, wie man wohl selbst als Crewmitglied entscheiden würde, und wie die Mission wohl zu Ende gehen mag.

"Stowaway - Blinder Passagier" ist ein weiterer Film, der der Pandemie zum Opfer gefallen ist, da er erst mit der Wiedereröffnung der Kinos starten konnte. Wegen der zahlreichen Konkurrenten konnte er sich nicht wirklich an der Kinokasse durchsetzen, doch sollte ihm Genre-Liebhaber unbedingt eine Chance geben. Anschauen lohnt sich!

Pascal May
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