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Tanz der Titanen

Horror-Filme haben oft den selben Ort, an dem sie spielen: Eine Highschool, ein einsames Haus, das Labor eines Wissenschaftlers oder alte Gemäuer. "Tanz der Titanen" hat einen ganz neuen Ansatz, denn hier treffen sich die sieben wichtigsten demokratischen Industrieländer, und dieses Mal auf Einladung der deutschen Bundeskanzlerin im fiktiven Schloss Dankerode. Lohnt sich der Blick auf die G7 in Not?

Dieser G7-Gipfel beginnt wie die meisten zuvor: Die sieben Indutriestaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien, Kanada und die USA kommen an einen Ort zusammen, der gut zu schützen ist. Dieses Mal im Schloss Dankerode, eingeladen hat die deutsche Bundeskanzlerin. Die Gespräche im Pavillon verlaufen profaner, als man es sich vorstellen würde, denn hier soll zunächst jeder sagen, was er oder sie bereut. Weiter geht es in Arbeitsgruppen, um eine gemeinsame Erklärung zu einer Krise zu verfassen. Die Notizen des französischen Staatspräsidenten werden vom Wind weggeweht, und er rennt ihnen hinterher in den Wald. Dort sieht er Zombies, rennt in der Dunkelheit zurück zu den anderen Regierungschefs, um ihnen davon zu erzählen. Da merken die G7, dass sie ganz alleine sind. Sicherheitskräfte, Servicepersonal, Mitarbeiter aus den Ministerien - niemand ist mehr da. Also entscheiden die sieben Politiker, zu Fuß Rettung zu finden, und marschieren durch den dunklen Wald. Unterwegs treffen sie die Kommissionspräsidentin der EU, die nur noch schwedisch spricht. Die nun acht Top-Politiker entscheiden sich, wieder zum Schloss zurück zu kehren, was auch nicht so einfach verläuft. Aber wer oder was steckt hinter all dem? Vielleicht eine KI, die aus dem Ruder gelaufen ist und nun die Welt bedroht?

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung vor. An Extras gibt es lediglich Interviews mit Cast und Regisseuren.

"Tanz der Titanen" hatte seine Weltpremiere außer Konkurrenz während der Filmfestspiele in Cannes, daneben wurde er auf zahlreichen Festivals gezeigt, unter anderem lief der Film auch beim Filmfest München, beim Toronto International Film Festival und beim New York Filmfestival.

Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett übernimmt die Rolle der deutscher Bundeskanzlerin Hilda Ortmann, die rein äußerlich eine Mischung aus Angela Merkel und Ursula von der Leyen geworden ist. Die britische Premierministerin Cardosa Dewindt (Niki Amuka-Bird) scheint die einzige der G7 zu sein, die ein echtes Interesse an politischer Arbeit hat. Der kanadische Premierminister Maxime Laplace (Roy Dupuis) kann seine Gefühle für die Britin nicht zurückhalten, der französische Staatspräsident Sylvain Broulez (Denis Ménochet) ist ein Angeber, der angeblich alles weiß und bei jeder Gelegenheit betont, dass er ein Buch geschrieben hat. Der US-Präsident Edison Wolcott (Charles Dance) schläft ständig ein und nutzt die "Stars And Stripes" als Latz beim Essen. Der italienische Ministerpräsident Antonio Lamorte (Rolando Ravello) ist zum ersten Mal dabei und wird daher nicht ernst genommen. Der japanische Vertreter Tatsuro Iwasaki (Takehiro Hira) ist in dieser Runde vollkommen unauffällig. Die EU-Kommissionspräsidentin Célestine (Alicia Vikander) ist bereits vollkommen neben sich, als sie auf die G7 trifft.

Regie führten Evan Johnson, Galen Johnson und Guy Maddin, wobei Evan Johnson auch das Drehbuch schrieb. Im auf der BluRay enthaltenen Interview erklären die drei Regisseure, dass sie selbst nicht wußten, welchen Film sie da gerade drehen und ob es überhaupt eine Schublade für das Genre des Films geben würde. Auf große Effekte haben sie im Film verzichtet, und so wird im besten Fall der Wald bunt angestrahlt.

Von der globalen Krise, zu der die G7 zusammen gekommen sind, bleibt absolut nichts übrig, und so stolpern diese Politiker in kompletter Unfähigkeit durch den Wald, weg vom Schloss und zurück zum Schloss. Dass sie am Ende doch noch zu einer gemeinsamen Erklärung kommen, die überhaupt keinen Sinn macht und keinerlei Lösung aufzeigt, ist schon beachtlich, interessiert außer den Moorleichen, die der vom Balkon gehaltenen Rede beiwohnen, niemanden.

Auch wenn "Tanz der Titanen" mitunter als Geniestreich bezeichnet wird, verlangt der Film seinen Zuschauenden einiges ab - nicht wegen einer komplexen Handlung oder überbordender Special Effects, sondern weil er insgesamt absolut inhaltslos und damit langweilig ist. Wer sich den Film ansieht wartet nur darauf, dass endlich etwas passiert, wird dabei aber durchgehend enttäuscht. Vielleicht ist der Film unter Zuhilfenahme bewußtseinserweiternder Drogen besser zu ertragen, dem durchschnittlichen Filmfan sei von diesem Film abgeraten.

Pascal May
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