Es war ja nun wirklich an der Zeit, dass in der über 55-jährigen Geschichte der BBC-Kultserie endlich eine Frau die Rolle des "Doctor Who" übernimmt. Die Fans des Doctor waren nicht alle glücklich über die Wahl der nunmehr dreizehnten Inkarnation, doch Jodie Whittaker stellt sich dieser besonderen Herausforderung mit Hingabe. Nachdem die deutschen Fans lange warten mussten, können auch sie sich jetzt ein Bild der "Doctress" und der elften Staffel machen, die nun auf BluRay und DVD verfügbar ist.
Mitten in der Nacht bricht in Sheffield eine scheinbar verwirrte Frau durch das Dach eines Zuges und faselt wirres Zeug. Sie wundert sich, wieso sie immer als Frau angesprochen wird, versteht erst nicht, wo und wer sie überhaupt ist. Langsam sortiert sie sich und kommt drauf, dass sie die neue Inkarnation des Doctors ist, wenn auch noch in den Kleidern des Vorgängers, doch vermisst sie wesentliches Zubehör, denn ihre Taschen sind sämtlich leer. So baut sie sich kurzerhand selbst einen neuen Sonic Screwdriver, der auch so aussieht, und versucht, sich an Bord der TARDIS zu teleportieren, was gründlich daneben geht. Erst zum Ende der zweiten Folge taucht die TARDIS auf, mit der sie nun wieder durch Zeit und Raum reisen kann. Dabei wird sie von Ryan, Yasmin und Graham als ihre neuen Begleiter unterstützt, auch wenn die Mühe haben, alles zu verstehen, was um sie herum passiert. Zumindest kennen sie sich untereinander, denn Graham ist Ryans Stiefgroßvater und mit Yasmin hat Ryan bereits die Schulbank gedrückt. Danach geht es zu einem intergalaktischen Rennen, bis das zeitreisende Quartett im Alabama des Jahres 1955 landet, in dem es fast die US-amerikanische Geschichte verändert hätte, bevor es noch weiter zurück ins Jahr 1947 und sogar ins Jahr 1612 geht. Seltsame Dinge gehen in einem intergalaktischen Online-Handel vor sich und auf einem Planeten sammeln sich Wracks von Raumschiffen. Viel zu tun für das neue Gespann um den neuen Doctor!
Die zehn Folgen der elften Staffel liegen auf drei BluRays in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1) vor. Zahlreiche Folgen verfügen über Audiokommentare, dazu gibt es als Bonus-Material unter anderem die Featurettes "Closer Looks", "Cast Video Diaries", "Directing Doctor Who" und "Regenerating Doctor Who". Ein Booklet mit weiteren Informationen zu Darstellern und Serie rundet die Extras ab.
Alles an der Serie wurde aufgepeppt: Wie bei jedem neuen Doctor wurde die Titelmusik leicht verändert, dieses Mal ist sie deutlich basslastiger als zuvor. Das Logo wurde auch etwas aufgehübscht und auch das äußere Erscheinungsbild des Doctors hat sich mit deutlich flippigeren Klamotten, die eine Reminiszenz an frühere Inkarnationen darstellen soll, gewandelt. Und noch mehr Neues gibt es mit dieser neuen Staffel der Kult-Serie, der elften nach neuer Zählweise. Erstmals wird der Doctor von gleich drei Companions begleitet. Nachdem Russel T Davies und Steven Moffat nicht mehr als Autoren und Produzenten zur Verfügung standen, übernahm Chris Chibnall diese Funktionen, der erstmals in der neuen fünften Staffel als Drehbuchautor in Erscheinung trat. Mit ihm wurde das gesamte Autorenteam ausgetauscht, um so frischen Wind in die langlebige Serie zu bringen, da keiner von ihnen jemals zuvor für Doctor Who tätig war.
Die augenscheinlichste Veränderung bringt natürlich die Rolle des neuen Doctors: Die 37-jährige Jodie Whittaker, die zuvor mit einer der Hauptrollen in "Broadchurch" weltweite Bekanntheit erlangte und da schon mit Chris Chibnall zusammenarbeitete, bringt einen ganz neuen Doctor auf den Bildschirm, der sich in weiten Teilen deutlich von ihren männlichen Vorgängern unterscheidet. Hatte man den Eindruck, dass vor ihr David Tennant einen hyperaktiven Doctor spielte, muss bei Whittaker eher vom hyperaktiven Doctor auf Speed gesprochen werden, vor allem zu Beginn der Staffel. Wie ein aufgestochenes Wiesel flitzt sie durch Zeit und Raum, um die Welt und die Geschichte der Menschheit zu retten, wobei sie nebenher alles selbst baut, was sie zur Bewältigung ihrer schwierigen Aufgaben braucht.
Sind in den bisherigen Staffeln - bis auf wenige Ausnahmen - die jeweiligen Folgen unabhängig voneinander erzählt worden, bauen in Staffel 11 die Folgen aufeinander auf, teilweise beginnen sie mit demselben Bild, mit dem die vorherige Folge endete.
Schade nur, dass mit einer jahrelangen Tradition gebrochen wurde, denn in dieser elften Staffel gibt es kein Weihnachts- sondern ein Neujahrs-Special, doch das ist in der Box nicht enthalten. Dieses wird in diesem Jahr gesondert auf den Markt kommen.
Seit dem 16.07.2017, als Jodie Whittaker als neue Inkarnation des Time Lord präsentiert wurde, ist viel spekuliert worden, wie der erste weibliche Doctor bei Fans und Publikum ankommen würde. Wie zu erwarten war, hat die routinierte Schauspielerin ihre Sache sehr gut gemacht und sollte auch nicht weiter mit ihren Vorgängern verglichen werden, da sie ihren ganz eigenen Stil gefunden hat und andere Akzente setzt. Das beginnt nicht nur mit ihrer ungewöhnlichen, aber sehr fröhlichen Bekleidung. Zusammen mit dem neuen Showrunner und neuer Drehbuch-Mannschaft haben sich die Themen-Schwerpunkte verschoben, und so kommen in dieser vorliegenden Staffel deutlich weniger Aliens als sonst vor. Sehr erfreulich werden historische Themen beleuchtet, in denen wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse für das zumeist jugendliche Publikum aufbereitet wurden.
Die Hardcore-Fans, genannt WHOvians, können sich auf zehn neue und sehr erfrischende Folgen freuen, die die Dauerserie einmal richtig durchlüften. Bisher wenig Who-affine Serienfans werden dank der "Doctress" einen leichten Einstieg in die BBC-Produktion finden und ihren Spaß haben. So darf es gerne weitergehen, denn hier wird eine sehr gelungene Fortsetzung und feinste Science-Fiction-Unterhaltung geboten!
GB 2018, 510 Minuten
mit Jodie Whittaker, Bradley Walsh